Dreieinhalb Monate ist es her, da wurde bekannt, dass ein Pfarrer der katholischen St.-Joseph-Kirchengemeinde in Salzgitter-Lebenstedt drei Jungen über Jahre hinweg missbraucht haben soll. Die Gemeinde und auch die Kirchenverantwortlichen waren bestürzt. Wie konnten die Taten so lange unentdeckt bleiben? Und das, obwohl es sogar schon 2006 einen ersten Verdacht gegen den Mann gegeben hatte. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig Anklage gegen den 46-Jährigen erhoben - wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 267 Fällen und sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen in 13 Fällen.

223 Fälle seien von besonderer Schwere, so die Staatsanwaltschaft. Allein dafür drohten dem Beschuldigten zwei Jahre Haft. Dem Pfarrer wird vorgeworfen, sich von 2004 bis 2011 während seiner Zeit als Gemeindepfarrer in Braunschweig und Salzgitter an den Jungen vergriffen zu haben. Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest.

Pfarrer räumte den Missbrauch ein

Der 46-Jährige hat die Taten bereits gestanden, jedoch deren Anzahl bestritten. Er sitzt seit Mitte Juli in Untersuchungshaft. Die Höhe einer zu erwartenden Freiheitsstrafe wird laut Staatsanwaltschaft auch davon abhängen, ob die Schuldfähigkeit des Pfarrers durch eine homopädophile Neigung beeinträchtigt gewesen sein könnte. Das psychiatrische Gutachten dazu steht noch aus.

Erster Verdacht bereits 2006

Die Ermittlungen waren ins Rollen gekommen, nachdem die Mutter eines der Opfer Ende Juni 2011 Anzeige erstattet hatte. Daraufhin wurde der Pfarrer kurz vor dem Aufbruch zu einer Jugendfreizeit verhaftet. Bereits 2006 hatte die Staatsanwaltschaft gegen den Priester auf Hinweis des Bistums ermittelt, aber keinen Anfangsverdacht für sexuellen Missbrauch gesehen.