Berlin (RPO). Vorlesen trägt einer Studie zufolge zu einer positiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in vielfältigen Bereichen bei. Kinder, denen vorgelesen wird, profitieren davon nicht nur in ihrem Leseverhalten, sondern sind erfolgreicher in der Schule und gestalten ihre Freizeit aktiver als Kinder, denen nicht vorgelesen wird, wie aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie der Stiftung Lesen hervorgeht.
© dapd54 Prozent der "Vorlese-Kinder" hatten selbst Spaß am Lesen.
Für die Studie anlässlich des bundesweiten Vorlesetages am 18. November wurden 500 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren befragt. In Fächern wie Deutsch und Mathematik erzielen "Vorlese-Kinder" demnach um bis zu 0,4 Notenpunkte bessere Zensuren, sagte die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Simone Ehmig. Besonders deutlich zeige sich das bei Kindern aus Elternhäusern mit geringer Bildung. Das zumeist höhere Bildungsniveau in Familien, in denen vorgelesen werde, habe darum auf diesen Effekt keinen Einfluss, schlussfolgerte Ehmig.
Die Studie stellt zudem einen Zusammenhang zwischen Vorlesen und den Freizeitaktivitäten der Kinder und Jugendlichen her. 66 Prozent der Kinder, denen vorgelesen wurde, gaben demnach an, gerne Sport zu treiben, elf Prozentpunkte mehr als bei den Kindern, denen nicht vorgelesen wurde. "Aus Lesern werden keine Stubenhocker", schlussfolgerte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg Maas. Auch in diesem Bereich sei der positive Effekt des Vorlesens in bildungsfernen Familien besonders groß.
Vor allem Jungen profitieren"Vorlese-Kinder" spielen der Studie zufolge auch häufiger ein Instrument als Kinder, denen die Eltern nicht vorlesen. Studienleiterin Ehmig räumte jedoch ein: "Diese Ergebnisse darf man nicht monokausal betrachten. Mit dem Vorlesen hängen auch andere Dinge zusammen."
Weniger überraschend sind die Studienergebnisse in Bezug auf das Leseverhalten der Kinder. "Vorlese-Kinder" hatten zu 54 Prozent Freude daran, selbst Bücher zu lesen. Bei den Kindern, die nicht vom Vorlesen profitierten, sagten das lediglich 38 Prozent. Kinder, in deren Familien vorgelesen wurde, empfanden selbst lesen zudem als weniger anstrengend als Kinder, die diese Erfahrung nicht gemacht hatten.
Besonders stark profitieren laut Ehmig Jungen, die ohnehin deutlich weniger läsen als Mädchen, vom Vorlesen. Der Anteil der Jungen, denen Bücherlesen Spaß macht, liegt bei jenen, denen vorgelesen wurde, um 20 Prozentpunkte höher als bei Jungen, denen niemand vorlas. Bei den Mädchen beträgt der Unterschied demnach nur neun Prozentpunkte.
Der positive Effekt des Vorlesens wirke nicht nur "für den Moment", sondern setze sich in der weiteren Entwicklung der Jugendlichen fort, sagte Ehmig. Der sogenannte Leseknick in der Pubertät, wo die Lust am Lesen häufig schwinde, schwäche sich deutlich ab, wenn Kindern frühzeitig vorgelesen werde.
Hörbücher und Hörspiele können das Vorlesen der Studienleiterin zufolge nicht ersetzen. "Vorlesen erzeugt Geborgenheit", erläuterte Ehmig. Der Kontakt mit einem vertrauten Menschen beim Vorlesen schaffe darum auch eine emotionale Bindung zum Lesen.
Quelle:
apd/das
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