Mit einem Generalstreik und Besetzungen demonstrieren Tausende in Oakland unter dem Banner der Occupy-Bewegung gegen die Macht der Finanzmärkte. Der wichtige Handelshafen muss seinen Betrieb einstellen. In der Nacht muss die Polizei eingreifen. In London feiern Protestler einen Erfolg: Die Zelte vor der St. Paul's Cathedral dürfen bis Januar bleiben.
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© APFriedlich besetzten die Demonstranten den Hafen von Oakland und legten damit den Verkehr dort lahm.

Im kalifornischen Oakland haben tausende Menschen gegen die Macht der Banken protestiert und dabei den Hafen der Millionenstadt lahmgelegt. Sie blockierten Zufahrtsstraßen und errichteten Sperrzäune. Die Operationen des fünftgrößten Hafens der USA kamen zeitweise fast vollständig zum Erliegen.

Die Aktion der Anti-Wall-Street-Bewegung verlief tagsüber friedlich. In der Nacht kam es allerdings zu Ausschreitungen. Der San Francisco Chronicle nannte die Zustände chaotisch. Demnach marschierten Dutzende Maskierte durch die Innenstadt, brachen in ein leerstehendes Gebäude ein, schlugen Fensterscheiben ein, versprühten Graffiti und legten Feuer. Polizisten in Kampfausrüstung seien schließlich mit Tränengas gegen die Gruppe vorgegangen. Viele Vandalen seien festgenommen, drei von ihnen verletzt worden. Nur eine kleine Gruppe von Demonstranten habe randaliert und Sachschaden angerichtet, beschwichtigte Oaklands Bürgermeisterin Jean Quan.


Der Hafen von Oakland hatte zwischenzeitlich seinen Betrieb eingestellt, teilte der Betreiber mit. In Oakland werden jährlich Ein- und Ausfuhren im Umfang von 39 Milliarden Dollar verschifft. Nach Medienberichten gingen in der ganzen Stadt rund 7000 Demonstranten auf die Straße. Die Gruppe "Occupy Oakland" hatte zu einem Streik aufgerufen, an dem sich viele Lehrer und städtische Angestellte beteiligten.
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© ReutersEine kleine radikale Gruppe lieferte sich Scharmützel mit der Polizei.

Welle von der Wall Street

Eine Woche zuvor war es bei Anti-Banken-Protesten in Oakland zu schweren Zwischenfällen mit Dutzenden Festnahmen gekommen. Unter Einsatz von Tränengas hatte die Polizei ein Zeltlager in der Innenstadt räumen lassen. Dabei war ein Demonstrant schwer verletzt worden. Die Stadtverwaltung hatte sich zuvor über sanitäre Probleme, angeblichen Drogenmissbrauch und Ausschreitungen in dem Zeltlager beschwert.

Die Bewegung "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street") hatte im September in New York ihren Ausgang genommen und sich auf andere Städte ausgeweitet. Die Menschen wollen die Macht der Banken brechen, verlangen höhere Steuern für Reiche und Verbesserungen im Sozialsystem.

Zelte in London dürfen bleiben

Die Occupy-Bewegung in London konnte derweil einen kleinen Erfolg erzielen: Das Protestcamp vor der St. Paul's Cathedral darf bis mindestens Neujahr dort bleiben. Rechtsanwalt John Cooper, der die Gruppe "Besetzt die Londoner Börse" vertritt, erklärte über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter, die zuständigen Stadtbehörden hätten ihm das bei einem Treffen am Mittwoch zugesagt. Die Stadt hatte am Dienstag angekündigt, dass sie ihre juristische Aktion zur Räumung des Camps zunächst aussetze, nachdem sich die Kirchenleitung aus dem Verfahren zurückgezogen habe.

Wegen des Protestcamps wurde St. Paul's Cathedral, ein Touristenmagnet, am 21. Oktober erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg für eine Woche geschlossen. Dadurch gingen pro Tag 20.000 Pfund (23.000 Euro) an Spenden und Eintrittsgeldern verloren. Zwei Geistliche, Domherr Giles Fraser und Kaplan Fraser Dyer, legten aus Solidarität mit den Demonstranten ihre Ämter nieder. Dekan Graeme Knowles, der das Zeltlager vor der Kathedrale beenden wollte, trat am Montag zurück. Die anglikanische Kirche ist in ihrer Haltung gegenüber dem Protest zunehmend gespalten.

dpa/AFP