Fruchtfliegen und Marienkäfer nerven zurzeit / Außer Hausmitteln hilft nur Warten auf Minusgrade
marienkäfer
© dpa, Fotolia/AlekssEigentlich gelten sie als Glücksbringer, derzeit machen sich die in Massen auftretenden Marienkäfer aber nicht gerade beliebt.

Nervig sind sie, die Fruchtfliegen im Herbst. In Weinregionen haben sich Menschen an die Minifliegen-Massen gewöhnt. Aber der ungewohnt warme November macht aus der Fliege eine Plage. Auch das positive Image der Marienkäfer schmilzt mit dem Massenansturm dahin.

Schüler kennen sie aus den Bio-Stunden: die Drosophila, auch Frucht-, Obst-, Taufliege oder Essigfliege genannt. „Müggelsche“ sagt die Backwaren-Verkäuferin aus Rheinhessen. Was niedlich-harmlos klingt, sieht wenig appetitlich aus: Um Stückchen, Teilchen und Brot wabert ein Schwarm Fliegen.

Faulendes Obst und Saures sind Lieblingsspeise

Auch in vielen Haushalten sorgen die zwei Millimeter kleinen Mückchen derzeit für Ärger. Sie werden von faulenden Früchten und von Saurem angezogen. „Fruchtfliegen ernähren sich von gärendem Obst“, weiß Robert Egeling, Leiter des Naturschutzbundes Rheinauen. Und faulende Obstreste findet sich in der größten deutschen Weinanbauregion und den Obstplantagen des Rheintals massenhaft. „Für Fruchtfliegen ist die Region derzeit ein Paradies“, so Egeling.

Ein Weibchen kann 400 Eier auf Obst und Faulendes ablegen. Bei molliger Raumtemperatur schlüpfen Maden schon nach einem Tag. Sie wiederum bevorzugen Hefen und Bakterien als Mahlzeit. Dreimal Larve, vier Tage Puppe - dann schlüpft das Fluginsekt nach insgesamt nur neun Tagen.

Hausmittel lindern die Plage: Essig, Wasser, Zucker und Spülmittel vermischt ergeben den Lockstoff, der den Fliegen zur Falle wird. Arbeitsflächen in der Küche sofort säubern, Biomüll so schnell wie möglich raus zur Tonne - und warten, bis es kälter wird.

Das wird auch den Marienkäfer-Ansturm stoppen. „Die Käfer sind derzeit auf der Suche nach einem Überwinterungsplatz“, so Egeling. Marienkäfer gelten als Nützlinge, weil Läuse und Milben zu ihrer Leibspeise zählen.

Die gepunkteten Käfer vermehren sich in Mitteleuropa normalerweise zweimal im Jahr. Die zweite Generation schlüpft im Juli, überwintert und legt im Frühjahr ihre Eier ab. „Durch das sehr warme Frühjahr hatten die Marienkäfer aber vier Entwicklungszyklen.“

Für gewöhnlich überwintern die Käfer in unseren Breiten einmal. Anders die asiatische Variante, die in Deutschland Einzug gehalten hat. Zwei Winter sind keine Seltenheit. Um Energie zu sparen, rücken sie gerne in großen Gruppen zusammen - in Rollladenkästen kann das lästig werden.

Auch das fies duftende Abwehr-Sekret will nicht recht zum netten Image des Käfers passen. „Das kann schon unangenehm riechen“, räumt der Nabu-Spezialist ein.

Lausfressende Marienkäfer können große Populationen bilden - ein Mittel, um heiße Sommer und Nahrungsknappheit als Art zu überbrücken. Auf ein Jahr mit vielen Läusen und vielen Käfern folgt ein Jahr mit wenigen Käfern, da weniger Beute vorhanden ist.

Niedliche Glücksbringer können Kannibalen werden

„Monster-Marienkäfer“ titelten Boulevard-Blätter bereits im Jahr 1989 und zuletzt im Sommer 2009. Riesige Käfer-Schwärme an der Ostsee-Küste waren der Grund. Auf 27 bis 78 Millionen Tiere innerhalb von drei Stunden und über 1 100 Tieren pro Quadratmeter beliefen sich Schätzungen.

Vor allem Marienkäfer-Larven können in Notzeiten zu Kannibalen werden, schrecken zum Überleben nicht vor dem Fressen der eigenen Art zurück. Nur das Überleben zählt. Daher der Monster-Status.