Der Rücktritt des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou ist nur noch eine Frage des Zeitpunkts - und genau um den streitet er sich mit Oppositionsführer Samaras. Ein Spitzenbanker fordert derweil eine neue Regierung: Josef Ackermann.

Im Ringen um die Bildung einer Einheitsregierung in Griechenland traf sich Oppositionsführer Antonis Samaras am Sonntagaben dmit Regierungschef Giorgos Papandreou. Die beiden Politiker kamen bei Staatschef Karolos Papoulias zu einem Gespräch zusammen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Papandreou beharrte darauf, erst nach Bildung der Regierung zurückzutreten, um ein Machtvakuum mitten in der Krise zu vermeiden. Das Gespräch ist inzwischen beendet.

Papandreou hatte am Nachmittag bei einer Krisensitzung seines Kabinetts die Einladung an Samaras bekannt gegeben. Papandreou sagte nach Angaben seines Büros bei der Sitzung, er hoffe „noch heute und nicht morgen“ eine Einigung zu erreichen. „Es ist klar, dass diese Regierung die Macht übergeben muss, aber sie wird sie nicht ins Leere übergeben, sondern an die folgende Regierung“, sagte Papandreou. „Ich habe es schon viele Male gesagt, und ich wiederhole es zum x-ten Male, dass ich nicht daran interessiert bin, in dieser neuen Regierung der Ministerpräsident zu sein“, sagte er während des Krisentreffens seines Kabinetts. „Ich spiele kein Spiel und ich spiele nicht mit der Zukunft des Landes.“

Papandreou will Neuwahlen vermeiden

Sollte keine Einigung gelingen, könnte eine zweite Kabinettssitzung einberufen werden, sagte Papandreou. Er will Neuwahlen vermeiden, die seiner Ansicht nach „katastrophal“ wären. Der sozialistische Regierungschef erklärte sich zur Aufgabe der Macht bereit, obwohl ihm das Parlament in der Nacht zu Samstag das Vertrauen ausgesprochen hatte. Er beharrt jedoch darauf, erst eine neue Regierung zu bilden, damit bei dem Treffen der Eurozone am Montag der Stuhl Griechenlands nicht unbesetzt bleibt.

Samaras dagegen will erst dann an der Regierung teilnehmen, wenn Papandreou zurückgetreten ist. Bei einem Treffen mit Papoulias am Sonntag sagte Samaras, es müsse „eine Botschaft von Stabilität und Vertrauen“ ausgesendet werden. Nach dem Treffen bekräftigte er aber seine Forderung, Papandreou müsse zurücktreten, bevor es eine Einigung geben könne.

Unsichere Lage stellt Pläne in Frage

Griechenland braucht nach Angaben von Finanzminister Evangelos Venizelos bis spätestens 15. Dezember die sechste Tranche aus dem Hilfspaket. Die unsichere Lage in dem hochverschuldeten Land stellt aber die Pläne für weitere internationale Finanzhilfen infrage. Die Finanzminister der 17 Euroländer beraten am Montag in Brüssel über die Auszahlung der nächsten Hilfstranche. Sollte Griechenland die vereinbarten Sparziele nicht beschließen, soll vorerst kein Geld mehr fließen.

Die große Mehrheit der Griechen will Umfragen zufolge den Euro als ihre Währung behalten. Eine am Sonntag von der Zeitung „Protothema“ veröffentlichte Erhebung ergab, dass 78 Prozent der Griechen weiterhin den Euro haben wollen; elf Prozent sprachen sich hingegen für die Rückkehr zur Drachme aus. 52 Prozent befürworten zugleich die Bildung einer Einheitsregierung, die das Land aus der schweren Finanz- und Schuldenkrise führen soll.

Josef Ackermann fordert neue Regierung

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann setzt derweil auf eine neue Regierung in Athen, um die politische Krise Griechenlands zu beenden. In der ARD-Sendung Bericht aus Berlin forderte der Banker „eine Art Marshall-Plan für Griechenland“. Ein „wichtiger, großer“ Schritt sei der jüngst vereinbarte Schuldenschnitt von 50 Prozent. Nun müsse dem Land geholfen werden, seine Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

Einen Austritt der Griechen aus der Euro-Zone lehnte Ackermann ab. „Das ist eine Lösung, die man gar nicht andenken sollte. Das wäre ein ganz dramatisches Ergebnis“, sagte er. „Wir müssen Griechenland im Euro behalten.“

Ackermann warnt davor, Goldschatz anzuzapfen

Ackermann sprach sich dafür aus, die Finanzkraft des Rettungsfonds deutlich zu stärken. Er warnte aber zugleich davor, die Goldreserven der Bundesbank dafür anzuzapfen. Der Chef der Deutschen Bank verwies stattdessen auf die Vorteile der nun gefundenen Versicherungslösung. Damit übernimmt der Rettungsfonds zum Teil das Ausfallrisiko von Staatsanleihen mancher Euro-Länder und macht sie so für Investoren attraktiver.

ps/AFP/dapd/dpa