Röntgenaufnahme Sagittarius A
© NASA/CXC/MIT/F.K.BaganoffArchiv: Röntgenaufnahme von Sagittarius A* im Zentrum unserer Galaxie.
Leicester/ England - Im Zentrum der meisten bekannten Galaxien befindet sich ein Schwarzes Loch. Auch in unserer Milchstraße lauert mit Sagittarius A* ein solches gefräßiges Monster mit einer Masse, die jene der Sonne um das Millionenfache übertrifft. Im Vergleich den Schwarzen Löchern in vielen anderen Galaxien verhält sich der Mittelpunkt unserer Galaxie bislang jedoch erstaunlich ruhig und verschlingt nur alle 100.000 Jahre einen der ihm nahe gelegenen Sterne. Das fortwährende grummelnde Ausbrechen kleinerer Röntgenstrahlen- und Infraroteruptionen von Sagittarius A* haben Astronomen nun Planeten und Asteroiden zugeschrieben, die ähnlich Planetensystemen um Sterne offenbar auch Schwarze Löcher umkreisen.

Schon lange vermuten Astronomen, dass Schwarze Löcher von einer ringförmigen Region aus Gas und Staub umgeben sind, die aus einer Mischung aus vorzeitlichem kosmischem "Schmutz" und den Überresten von Sternen besteht, die schon vor langer Zeit von dem Schwarzen Loch verschlungen wurden.

Somit gleichen diesen Regionen wahrscheinlich jenen Staub- und Gasscheiben, die sich um junge Sterne bilden und aus welchen später Planeten und andere Himmelskörper entstehen können, sogenannte protoplanetare Scheiben. Könnten ähnliche Prozesse also auch innerhalb der Scheiben um Schwarze Löcher zur Entstehung von Planeten und Asteroiden und somit zu ganzen Planetensystemen führen?

Immer dann, wenn diese Systeme von der gewaltigen Schwerkraft ihres Schwarzen Lochs zerrissen werden, würden sie auch von diesem verschlungen. Bei diesem Prozess wären dann auch kleinere Eruptionen im Röntgen- und Infrarotbereich zu erwarten - eben so, wie dies fortwährend tatsächlich auch beobachtet und gemessen werden kann.

Wie das Team um Kastytis Zubovas von der "University of Leicester" vorab auf "arXiv.org" berichtet, haben sie die Energetik dieser Prozesse berechnet. Dabei kommen sie zu der Einschätzung, dass die täglichen Ausbrüche aus Sagittarius A* jener Größe entsprechen, wie sie von Asteroiden von bis zu 10 Kilometern Größer zu erwarten wären.

Während also offenbar jeden Tag Asteroiden und Kometen in das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße stürzen, komme es wohl vergleichsweise selten vor, dass auch ganze Planeten verschluckt werden. Die Forscher, so berichtete der "The Physics arXiv-Blog" (technologyreview.com), schätzen, dass solche Ereignisse ebenso selten sind, wie Sterne, die von Schwarzen Löchern verzehrt werden.

Sollten die Forscher Recht haben, so gäbe diese Erkenntnis den Astronomen ein völlig neues Werkzeug an die Hand, um die Vorgänge im Zentrum der Milchstraße zu erkunden. "Die Größe und Frequenz der Ausbrüche lässt auf die Masse und Verteilung von Asteroiden und Planeten schließen, die wahrscheinlich auch unser super-massereiches Schwarzes Loch, Sagittarius A*, umkreisen", so die Autoren des arXiv-Blogs. "Möglicherweise offenbaren diese Beobachtungen dann eine wahrhaft hohe Komplexität und Vielfalt der erwartungsgemäß exotischsten Region in unserer Galaxie.

- Die vollständige Studie finden Sie hier

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / arxiv.org / technologyreview.com