Spuren von Radioaktivität in Europa bereiten Experten Sorgen: In verschiedenen europäischen Ländern werden geringe Werte von Jod 131 gemessen. Die Quelle ist unbekannt, Japan wird jedoch als Herkunfsort ausgeschlossen.
Jod 131
© UnbekanntJod 131 gilt als umweltgefährlich.

In mehreren Gegenden Europas sind Spuren von radioaktivem Jod gemessen worden. Die radioaktiven Jod-131-Teilchen seien in Tschechien und anderswo entdeckt worden, teilte die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) in Wien mit. Es sei nicht davon auszugehen, dass das Jod eine Gesundheitsgefahr darstelle.

Auch in Deutschland sind leicht erhöhte Strahlungen gemessen worden. Ähnlich wie in Tschechien seien auch im Norden des Landes entsprechende Werte festgestellt worden, bestätigte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Sie seien allerdings so gering, dass sie kaum nachzuweisen gewesen wären. Die natürliche Hintergrundstrahlung sei etwa einhundertmal höher. "Es ist daher ausgeschlossen, dass die Strahlung von einer kerntechnischen Anlage stammt", sagte die Sprecherin.

Die IAEA bemüht sich derzeit um Klärung der Herkunft der radioaktiven Teilchen. Sie stammten aber jedenfalls nicht aus Japan, wo im März mehrere Atomreaktoren durch einen Tsunami schwer beschädigt worden waren und viel Strahlung frei wurde, teilte die Atomenergie-Behörde mit. Das Jod-Isotop 131 wird für Krebs-Erkrankungen verantwortlich gemacht und kann Lebensmittel wie Milch und Gemüse verseuchen. Es hat eine kurze Halbwertszeit von acht Tagen. Die aufgetretenen Mengen stellten aber keine Bedrohung für die Gesundheit dar, hieß es bei der EU-Kommission. Die Werte seien so gering, dass sie noch nicht einmal meldepflichtig seien, sagte eine Sprecherin der Kommission.

Die Chefin der tschechischen Atomsicherheitsbehörde, Dana Drabova, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ihre Mitarbeiter hätten radioaktives Jod 131 seit Ende Oktober an einer ganzen Reihe von Messstellen entdeckt. Die radioaktiven Teilchen stammten mit Sicherheit nicht von einem Atomkraftwerk. Möglicherweise seien sie bei der Herstellung radioaktiver Medizinprodukte entwichen, zu denen etwa Kontrastmittel zählten. "Unsere Strahlen-Messstellen haben die Substanz entdeckt, deren Quelle sich aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Ausland befindet", sagte Dragova.

Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer erklärte, aus seinen Werken stamme die radioaktive Substanz nicht.

Die IAEA kündigte an, sie werde weitere Informationen über ihre Internet-Seite bekanntgeben, sobald diese verfügbar seien. Beim schwersten Atom-Unglück der Geschichte seit Tschernobyl 1986 war es im Atomkraftwerk im japanischen Fukushima im März nach einem schweren Erdbeben und Tsunami zur Kernschmelze gekommen. Durch die Reaktor-Katastrophe wurden radioaktive Substanzen frei, darunter auch Jod. In den Tagen und Wochen nach dem Unglück wurden geringste Spuren von Jod 131, die vermutlich aus dem Katastrophengebiet in Japan stammten, in Island, Europa und den USA entdeckt.

rts