Was ist das denn bitte für ein Ungetüm? Sieht aus wie ein Hurrikan und erweist sich sogar als genauso stürmisch! Über Südeuropa wütete diese Woche ein monströser Tiefdruck-Wirbel. Meteorologen erfanden eigens eine neue Sturm-Kategorie.
Tiefdruckwirbel/Italien
© ZAMG WienTiefdruckwirbel: Kaltluftvorstoß aus Norden
Hamburg - Südeuropa erlebte diese Woche schwere Unwetter: Heftige Regenfälle ließen Flüsse zu Sturzfluten werden. In Genua wurden Straßen zu reißenden Flüssen; mindestens 16 Menschen ertranken. Sturm mit hurrikanstärke ließ das Meer toben, sechs Meter hohe Wellen zerschmetterten in Lavagna, südöstlich von Genua, die Strandpromenade. Starke Niederschläge prasselten auch in Südfrankreich, Piemont, Ligurien und in der Südschweiz vom Himmel.

Der Blick auf die Wetterkarte bot einen erstaunlichen Anblick: Ein hurrikanähnlicher Wirbel schob sich über das Mittelmeer. Erstmals gab der amerikanische Wetterdienst einem Wettergebilde über Europa den Namen eines Tropensturms: "01M" hieß der Wirbel. Normalerweise firmieren solche Tiefs als Subtropische Stürme. Allerdings ist nur der Name besonders - Stürme wie diesen gab es immer schon; sie bilden sich alle paar Jahre über dem Mittelmeer.

Wirbelstürme über dem Mittelmeer entstehen anders als ihre großen Geschwister: Hurrikane in den Tropen werden von der aufsteigenden Warmluft des Meeres in eine kreisrunde Drehung versetzt. Die Wirbel über dem Mittelmeer hingegen entwickeln sich aus gewöhnlichen Tiefdruckgebieten - aus Schlechtwetterzonen also.

Treibstoff der Wirbel sind kräftige Kaltluftvorstöße aus Norden, sie senken den Luftdruck über Südeuropa - es bilden sich Wolken. Über dem warmen Mittelmeer entfachen die Turbulenzen kräftige Gewitter, die immer mehr feuchte Luft ansaugen - das Tief verstärkt sich. Wer genau hinsieht, erkennt aber, dass es sich nicht um Hurrikane handelt: Die Wirbel über dem Mittelmeer haben eine unsymmetrische Form.

In ein paar Jahrzehnten könnte es jedoch richtige Hurrikane über dem Mittelmeer geben - das zeigen zumindest Klimasimulationen, berichteten Forscher um Miguel Gaertner von der Universität von Kastilien-La-Mancha in Toledo vor vier Jahren in einer Studie: Sollte sich das Wasser künftig im Sommer dauerhaft und weiträumig auf 30 Grad erwärmen, könnten den Rechnungen zufolge Hurrikane über Südeuropa ziehen.

boj