Ebbe in der Raufe: Nach deutlichen Ernteausfällen fehlt in den Rinder- und Pferdeställen in MV Futter, um sicher über den Winter zu kommen. Das wird teuer: In der Not werden für Stroh und Heu dreimal so hohe Preise verlangt.

Neubrandenburg (nk) - Für die etwa eine halbe Million Rinder und die 25 000 Pferde in MV werden Futter und Stroh knapp. Die ersten Tierhalter hätten begonnen, die Viehbestände zu verkleinern und Tiere zu verkaufen, sagte Silvia Marscheider, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Uecker-Randow. Vor allem Halter von Fleischrindern mussten einige Herden absetzen und Hunderte Tiere früher verkaufen, sagte Heiko Güldenpfennig, Chef des Rinderzuchtverbandes MV. Es gebe „ein akutes Problem“. Wer noch Futtervorräte aus dem Vorjahr habe, könne froh sein.

Knapp wird es vor allem in Ställen in der Küstenregion, Nordwestmecklenburg und im Osten. Einige Silos seien gerade mal zu 50 Prozent gefüllt, sagte Andreas Manz, Chef des Kreisbauernverbandes Nordwestmecklenburg: „Das wird knapp.“ Trockenheit im Frühjahr und Hochwasser im Sommer hätten in einigen Regionen die Futterernte fast komplett ausfallen lassen. Gleichzeitig habe der viele Regen während der Getreidemahd die Strohernte ins Wasser fallen lassen, sagte Güldenpfennig. Die gute Maisernte könne die Verluste nicht ausgleichen.

Die Futternot treffe vor allem Öko-Betriebe. Einige Höfe seien gezwungen, bei den Kontrollstellen den Einsatz von konventionellem Futter in ihren Bio-Betrieben zu beantragen, erklärte Marscheider. Um die Tiere satt zu bekommen, mussten die Öko-Bauern auf den kargen Weiden im Sommer frisches Futter zu füttern, das jetzt aber als Vorrat für den Winter fehle. Auch Hobby-Pferdehalter suchen händeringend Stroh und Heu: Einstreu wird knapp, erklärte Uwe Witt, Zuchtleiter des Pferdezuchtverbandes. So viele Anfragen wie in diesem Jahr gab es noch nie, meinte Bauernchef Manz.

Die Missernte kommt Bauern und Hobby-Züchtern teuer zu stehen. „Stroh ist in diesem Jahr bares Geld wert“, sagte Manz. Mittlerweile werden doppelt so hohe Preise verlangt wie im Vorjahr. Für einen Rundballen Stroh seien inzwischen zwölf statt bisher sechs Euro zu zahlen. Heu ist in einigen Fällen sogar dreimal so teuer, beobachtete Güldenpfennig. Die Bauern helfen sich jetzt selbst: Landesbauern- und Rinderzuchtverband richteten vor kurzem eine Stroh- und Futterbörse ein, auf der unter anderem Heu, Stroh, und Ballensilage gehandelt wird. Die Börse werde gut angenommen, sagte Güldenpfennig. Fast 100 Futterlieferungen werden dort inzwischen angeboten.