Nicht nur Menschen tut der Körperkontakt gut. Auch bei Fischen senkt eine Massage den Stresspegel. Studie mit weicher Fischattrappe durchgeführt.
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© picture alliance / Bildagentur-o/Bildagentur-onlineAuch Fische können auf Schmusekurs schwimmen
NEUENBURG/SCHWEIZ. Eine Massage sorgt nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Fischen für Entspannung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschern der Universität Neuenburg. Wenn Doktorfische mit den Flossen eines Putzerfisches gestreichelt werden, sinkt der Stresspegel in ihrem Blut.

Beim Menschen ist längst nachgewiesen, dass Massagen einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Wie die Uni Neuenburg am Dienstag mitteilte, haben nun Neuenburger Forscher gemeinsam mit Kollegen aus Portugal die entspannende Wirkung einer derartigen Körperstimulation erstmals bei einem Tier experimentell nachgewiesen.

Die Wissenschaftler um Redouan Bshary vom Labor für Ökologie und Verhaltensbiologie der Uni Neuenburg untersuchten für ihre Studie die Beziehung zweier Fische des Korallenriffs: des gestreiften Borstenzahndoktorfischs und des Gemeinen Putzerfischs. Wie viele andere Fische im Korallenriff lässt sich der Doktorfisch ab und zu von Putzerfischen Parasiten entfernen, die sich an ihm festgebissen haben. Vor dem eigentlichen Putzvorgang nähern sich die Putzerfische oft ihrem „Kunden“ und streicheln seinen Rücken mit ihren Bauch- und Brustflossen.

Frühere Studien hätten darauf hingedeutet, dass diese Massage den Kunden manipuliere, schreiben Bshary und sein Team im Fachmagazin Nature Communications. Massierte Fische lassen sich eher reinigen und bleiben länger in der Putzstation. Die Forscher vermuteten deshalb, dass die Behandlung den Stress der Doktorfische vermindert.

Um dies zu testen, entwickelten sie einen künstlichen Putzerfisch mit einer weichen Bürste auf seiner Bauchseite. Ein Teil der 27 untersuchten Doktorfische durfte sich von diesem Ersatzfisch massieren lassen. Die restlichen Versuchstiere dagegen bekamen einen falschen Putzerfisch ins Aquarium, der unbeweglich war.

Bei allen Fischen maßen die Forscher das Stresshormon Cortisol im Blut. Resultat: Die massierten Fische hatten deutlich tiefere Werte als die Fische mit der unbeweglichen Attrappe. Zudem schnellten die Stresswerte bei massierten Tieren weniger stark in die Höhe, wenn die Forscher sie einem Stresstest unterzogen, indem sie sie in ein kleines Aquarium sperrten.

Bei den Fischen genüge also ein bloßer körperlicher Kontakt, ohne soziale Interaktion, um Stress abzubauen, folgern die Forscher. „Das zeigt, dass es schon sehr früh in der Entwicklung der Wirbeltiere einen Zusammenhang gegeben hat zwischen einem guten Gefühl und dem Überleben“, wird Bshary der Mitteilung zitiert.

Laut den Forschern ist auch bei Menschenaffen festgestellt worden, dass die gegenseitige Körperpflege den Tieren Stress abzubauen hilft. Allerdings sei in diesen Fällen nicht klar, ob die Wirkung durch die Berührungen oder den sozialen Kontakt zustande kommt. Beim Doktorfisch dagegen sei klar, dass schon der physische Kontakt allein gegen Stress helfe.

dapd