Tokio (np) - Acht Monate ist es her, dass ein Erdbeben der Stärke 9,0 Japan erschütterte und ein Tsunami große Teile der Landschaft zerstörte. Die daraus entstandene Atomhavarie gehört wohl zu einer der schlimmsten Katastrophen. Mittlerweile ist in den Medien nicht mehr allzu viel von Fukushima zu hören. Aber längst ist noch nicht alles gut.
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Das Erdbeben in Japan, der Tsunami und die daraus entstandene Atomkatastrophe ließen im März und April diesen Jahres die Menschen rund um den Globus den Atem anhalten.
Sehr schnell wurde der Umgang der japanischen Behörden sowie des Betreiberkonzerns Tepco mit der Katastrophe kritisiert. Informationen über eine Kernschmelze, über die Strahlenintensität wurden ebenso zögerlich veröffentlicht, wie das tatsächliche Ausmaß des Unglücks. Bis heute gibt es keine genauen Informationen über das konkrete Ausmaß der Katastrophe.

Mittlerweile scheint das Thema Fukushima in den Medien und dem kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung in den Hintergrund gerückt zu sein. Nur noch wenig wird über Fukushima, die Strahlenbelastung und den aktuellen Stand der Aufräumarbeiten berichtet. Es scheint, als gäbe es dieses Problem nicht mehr.

Aber längst ist nicht alles gut in Fukushima. Keine zwei Wochen ist es her, dass Berichte über eine erneute (oder immer noch bestehende) Kernspaltungen in Reaktor 2 die Runde machten. Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde und des Betreibers Tepco wurden dort die radioaktiven Gase Xenon-133 und Xenon-135 nachgewiesen. Diese Substanzen können nur durch Kernspaltung von Uran-235 entstanden sein. "Da die beiden Xenon-Isotope kurze Halbwertszeiten von fünf Tagen (Xe-133) beziehungsweise sechs Stunden (Xe-135) besitzen, könne aus ihrer Existenz geschlossen werden, dass die Kernreaktionen "kürzlich" stattgefunden haben", berichtete Welt-Online.

Noch letzte Woche warnte internationales Wissenschaftlerteam vor einer radioaktiven Verseuchung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Der Anbau von Lebensmitteln im Großraum Fukushima werde durch hohe Konzentrationen von Cäsium im Boden "ernstlich beeinträchtigt"

Um die Sicherheit des entseuchten Wassers aus Fukushima zu beweisen, trank ein japanischer Politiker ein Glas entseuchtes Wasser aus der Atomruine. Gleichzeitig sagte er allerdings: „Ich glaube zwar nicht, dass das die Sicherheit beweisen kann". Um die Sicherheit zu beweisen, müssten am besten Daten vorgelegt werden, so Yasuhiro Sonoda weiter. Er habe das Wasser nur getrunken, weil Journalisten ihn aufgefordert hätten zu beweisen, dass das Wasser in der Anlage nach der Entseuchung sicher sei.

Aber nicht nur Yasuhiro Sonoda versuchte so Solidarität mit Fukushima zu zeigen. TV-Moderator Norikazu Otsuka unterstützte in seiner Frühstückssendung eine Kampagne, die den wirtschaftlich angeschlagenen Norden des Landes wieder auf die Beine helfen sollte. Der 63-Jährige vertrat die Linie der Regierung, die an der Erklärung festhielt, dass Gemüse aus der Region nicht gesundheitsgefährdend sei. Mit mehreren Gästen aß Otsuka Speisen, die mit Lebensmittel aus dem Norden Japans zubereitet worden waren. Jetzt ist der Moderator an Leukämie erkrankt. Einen Zusammenhang zwischen dem Essen und der Erkrankung kann nicht hergestellt werden.

Heute wurde bekannt, dass erstmals seit dem Atomunfall in Fukushima überhöhte Werte an radioaktivem Cäsium in Reis gemessen worden. Die Belastung liegt über den erlaubten Grenzwerten. Jetzt dürfen Bauern ihren Reis nicht mehr ausliefern und bleiben weitgehend auf ihrer Ware sitzen. Dabei hatte das japanische Landwirtschaftsministerium Maff (Ministry of Agriculture, Forestry and Fishery) rund 3.000 Stichproben Reis untersucht und für unbedenklich erklärt. Die verseuchte Reisprobe stammt aus einem Reisfeld in Onami, einem Stadtteil von Fukushima-City etwa 60 Kilometer von der AKW-Ruine entfernt. Der gemessene Wert an Radioaktivität betrug demnach 630 Becquerel pro Kilogramm bezogen auf Cäsium 134 und 137. Erlaubt sind in Japan seitdem Atomunfall 500 Becquerel pro Kilogramm. Die Regierung wies nun an, den Verkauf von Reis aus Onami einzustellen. Rund 150 Bauern sind davon betroffen. Ein Regierungssprecher versicherte, dass der betroffene Reis nicht auf den Markt gelangt sei, da die Tests vor einer Auslieferung erfolgt seien.