Infografik antarktisches Gamburzew-Gebirgs
© NSF, nsf.govInfografik zur Erkundung des antarktischen Gamburzew-Gebirgs. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)
New York/ USA - Gänzlich unter dem fast zwei Kilometer dicken Eis der Zentral-Antarktis verborgen, stellte das Gamburzew-Gebirge seit seiner Entdeckung 1958 Wissenschaftler vor ein großes Rätsel - gab es doch keine befriedigende geologische Erklärung dafür, warum das auch als "Geistergebirge" bezeichnete Massiv an dieser Stelle überhaupt existiert. Nach ausführlichen Expeditionen und aufwendigen Messungen (...wir berichteten) haben internationale Geologen nun das Rätsel um die antarktischen "Geisterberge" gelöst.

Mit 1200 Kilometern Länge und mit höchsten Erhebungen von 3400 Metern wird das Gamburzew-Gebirge auch als "Antarktische Alpen" bezeichnet, zeigt jedoch nur wenige geologische Gemeinsamkeiten mit den Merkmalen anderer Hochgebirge auf. So liegt das Gebirge im Gegensatz zu anderen Bergzügen mitten im Kontinent und nicht etwa an einer plattentektonischen Grenze. Zudem entspricht seine Höhe zwar geologisch relativ jungen Gebirgen wie den Rocky Mountains (ca. 70 Mio. Jahre) oder den europäischen Alpen (ca. 135 Mio. Jahre), doch deuten die neusten Erkenntnisse auf ein Alter des Gamburzew-Gebirges von 500 Millionen Jahren hin. Vergleichbar alte Gebirge - wie etwa die Appalachen - sind hingegen aufgrund von Erosion deutlich niedriger, weniger zerklüftet und schroff.

Mit eisdurchdringendem Radar, Gravimetern und Magnetometern konnten die Forscher die Gipfel und Täler des verborgenen Gebirges nun detailliert abbilden und konnten anhand dieser Daten erstmals auch Erkenntnisse darüber erlangen, wie das Massiv einst entstand.
Radaraufnahme Gebirge Antarktis
© NSF, nsf.govRadaraufnahmen der teilweise bis zu 1.400 Meter hohen Gebirgsspitzen unter dem Eispanzer der Antarktis. (Klicken Sie auf die Abbildung, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.)

Laut den Schlussfolgerungen der im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie des Teams um Fausto Ferraccioli von der "British Antarctic Survey", Carol Finn von der "US Geological Survey" und Robin Bell, von der "Columbia University" stießen vor rund einer Milliarde Jahren verschiedene Kontinente zusammen, wobei auch die ältesten Gesteine des heutigen Gamburzew-Gebirges zusammenstießen. Durch diese Kollision bildete sich eine tief in den Untergrund reichende Verdickung der Erdkruste, die sogenannte Gebirgswurzel. Während das darüber liegende Gebirge über die Jahrmillionen hinweg durch Erosion abgetragen wurde, blieb diese kalte und massive Gebirgswurzel erhalten.

Vor 250 bis 100 Millionen Jahren - zur Zeit der Dinosaurier - gehörte auch die heutige Antarktis zum Superkontinent Gondwana, der damals auseinanderbrach. Dadurch erwärmt, wurden die geologischen Prozesse des ostantarktischen Grabens wieder reaktiviert und Landmassen wieder zu Bergen emporgedrückt. Sodann gruben Flüsse und Gletscher tiefe Täler und schliffen eine, den ursprünglichen Alpen ähnliche, Landschaft ins Gestein, die dann vor rund 34 Millionen Jahren von der antarktischen Eisdecke bedeckt und so vor weiterer Erosion geschützt wurde.

In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun erstmals eine Gesteinsprobe des Gamburzew-Gebirges entnehmen. "Erstaunlicherweise verfügen wir zwar sogar über Gesteinsproben von Mond, doch noch über keine vom Gaburzew-Massiv", erläutert Bell. "Mit solchen Proben werden wir dann in der Lage sein, genau zu sagen, wann dieser Teil der alten Kruste reaktiviert wurde und zu diesem beachtlichen Gebirgszug herangewachsen ist."

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