ERLANGEN - Zumindest morgens ist es jetzt schon richtig kalt, kaum steht man vor der Haustür, zittert man: Kühle Finger, schniefende Nase, tränende Augen, - der Körper reagiert sofort. Erlanger Forscher haben nun eine bislang unbekannte sensorische Nervenfaser in der Haut entdeckt, die solch körperliche Reaktionen offenbar auslöst.
frierende Frau
© colourbox.comFrauen frösteln schneller als Männer - aber warum?
Ein heißer Tee gegen die Eiseskälte, ein warmer Schal bei Wind und Wetter, eine Daunenjacke - mit den dicksten Tricks versuchen wir uns gewöhnlich, gegen den Winter zu wappnen. Doch unser Körper ist im Kampf gegen die Kälte um einiges überlegen. Um eine konstante Temperatur von 37Grad zu halten, damit innere Organe und Gehirn optimal funktionieren, tut er, was er kann: Die Muskeln spannen sich an, später zittern sie, um Wärme zu erzeugen. Die Blutgefäße in der Hautoberfläche ziehen sich zusammen - weil so weniger warmes Blut durch unsere äußere Hülle fließt. Und die Schweißdrüsen senken ihre Produktion auf nahezu null.

Hochsensible Sensoren

Doch für das große Zähneklappern und Bibbern braucht es eine Stelle im Körper, die die Temperaturänderung überhaupt erst wahrnimmt. „Bislang gab es zwei bekannte Sensoren“, sagt Katharina Zimmermann von der Uni Erlangen. „Jetzt haben wir einen neuen, dritten Kanal gefunden.“ Eine internationale Forschergruppe, zu der auch die promovierte Elektrophysiologin, ein Mediziner und ein Pathologe aus Erlangen gehören, entdeckten in Laborversuchen einen Messfühler namens „TRPC5“.

„Diese hochsensiblen Fäserchen liegen in den untersten Schichten der Oberhaut und sind hauchdünn“, berichtet Arzt Jochen Lennerz. Sie konnten bei Mäusen wie Menschen nachgewiesen werden. Die Fasern reagieren bei 25 bis 37 Grad Celsius - also Temperaturen, die unter der normalen Körpertemperatur liegen. Damit sind die Sensoren nicht nur maßgeblich für das menschliche Kälteempfinden, sondern überlebenswichtig im Kampf gegen tödliche Kälte.

Frauen frösteln schneller

Doch warum Männer und Frauen unterschiedlich schnell und sensibel auf Kälte reagieren, haben die Forscher nicht analysiert. Tatsache aber ist schon jetzt, dass beide einfach unterschiedlichste Voraussetzungen mitbringen. Der männliche Körper besteht zum Beispiel aus wesentlich mehr Muskeln und weniger Fett als der weibliche. Fett wirkt zwar isolierend bei Kälte. Wärme aber wird durch Muskeln erzeugt. Außerdem sind Männer oft kräftiger gebaut, der Körper produziert damit über sein Volumen ebenfalls mehr Wärme. Auch die Dicke der Haut spielt eine Rolle. Die männliche Oberhaut ist meist um 15 Prozent dicker und bildet so eine bessere Barriere bei Kälteverlust. Frauen sind dünnhäutiger und frösteln deshalb schneller. Noch dazu haben sie meistens einen niedrigeren Blutdruck, das verstärkt das Frieren.

Hilft am Ende also doch nur, sich vorm Hinausgehen dick einzupacken, um eine Erkältung zu vermeiden. Warme Schuhe gegen kalte Füße, eine Mütze, um nicht zu viel Körperwärme über den Kopf zu verlieren, und ein Schal um Hals und Nacken sollten sein.