Unna. Die „Wall Street“ Unnas, die Bahnhofstraße, ist ab sofort „besetzt“ - wie ihre große Schwester in New York.
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© unbekanntOccupy besetzt Unnas Bankenplatz

6 000 Kilometer entfernt in den USA gestartet, ist die sogenannte Occupy-Bewegung das politische Thema dieses Herbstes. Seit Monaten protestieren ihre Anhänger mit Zeltstädten an den Finanzplätzen dieser Welt gegen die Macht der Investmentbanken.

Und natürlich hat auch Unna ein Finanzzentrum - an der Bahnhofstraße, wo Deutsche Bank und Commerzbank nur einen Steinwurf von Sparkasse und Volksbank entfernt liegen, hatten sechs Occupy-Aktivisten am Samstag einen Stand aufgebaut. Am Wochenende waren die Bankengegner nach Unna gekommen, um Passanten über die Forderungen der Bewegung zu informieren und ihrem Ärger über Banker Luft zu machen.

Der Ursprung von Occupy liegt an der Wall Street in New York, wo es in der vergangenen Woche zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Der deutsche Ableger von Occupy, der unter anderem ein Camp vor dem Sitz der Europäischen Zentralbank in Frankfurt aufgeschlagen haben, nimmt sich da deutlich bescheidener aus. Hier waren zuletzt Woche nur 1 000 Menschen auf der Straße.

Mit dem Infostand ist Occupy jetzt auch in Unna angekommen. „Damit sind wir schon mal nicht die kleinste Gruppe in Deutschland“, sagt Mitinitiator Armin Schumacher lachend. Im niedersächsischen Norden standen in der Vorwoche nur vier Occupy-Anhänger am Stand. Die Unnaer Bankenkritiker rekrutieren sich aus dem Volkshochschulkurs „Ökonomie für jedermanns Alltag“ von Volkswirt Armin Schumacher. An ihrem Stand sprachen sie mit Weihnachtsmarktbesuchern und Passanten über Ursachen und Lösungen der Bankenkrise. Das Interesse war groß. Über 60 Unnaer unterschrieben einen offenen Brief der Protestler an die Bundeskanzlerin und Finanzminister Schäuble, 30 signierten das Schreiben digital im Internet.

Darin fordern die Aktivisten um Schumacher die Zerschlagung von Großbanken, die Beteiligung der Profiteure der „Rettungsschirme“ an den Kosten der Krise und das Verbot undurchsichtiger Finanzprodukte.

Richtig in Rage redete sich am Stand der Unnaer Aktivisten eine Unternehmersgattin, die in Folge der Bankenkrise die Hälfte ihrer Altersvorsorge verloren hat. Auch andere Passanten sympathisierten mit den sechs Protestlern, drückten ihnen Geldscheine in die Hand - damit sie die 30 Euro Gebühr für ihren Stand in der Fußgängerzone kompensieren können.

Und bezüglich Bankern gelte stets: „Häufig stellt sich auf Nachfrage heraus, dass die Leute in den Banken selbst nicht mehr genau wissen, welche Bonds, Trusts und Futures sie eigentlich verkaufen.“

Hier liegt für Schumacher und die Occupy-Bewegung eine zentrale Ursache für die Krise.