Die Verantwortlichen der Whistleblower-Plattform Wikileaks haben den für den heutigen Montag angekündigten Neustart kurzfristig abgesagt. Im Interesse der Sicherheit von Whistleblowern habe man sich entschieden, das neue System zur Einreichung von Dokumenten länger zu testen, heißt es in einer über Twitter veröffentlichten Mitteilung vom Samstag. Für den ersten Dezember kündigte Wikileaks eine Pressekonferenz an, die eine "neue Phase" für die Plattform einleiten soll.

Ende Oktober hatte Wikileaks-Gründer Julian Assange sich über den mangelnden Spendenfluss beschwert und die vorläufige Einstellung des Wikileaks-Projektes erklärt. Sollte das Geld wieder fließen, so werde am 28. November eine neue Plattform stehen. Über diese sollten Whistleblower Dokumente abschicken können, ohne sich selbst zu gefährden, erklärte Assange.

Das System solle eine sichere Kommunikation bieten, ohne sich dabei auf möglicherweise kompromittierte Sicherheitszertifikate stützen zu müssen. Dazu heißt es in der Mitteilung, dass das gesamte System der sicheren Kommunikation über SSL durch Geheimdienste und kriminelle Gruppen rettungslos kompromittiert sei und sich nicht reparieren lasse.

Wie Wikileaks arbeitet auch OpenLeaks an einer Plattform für den sicheren elektronischen Dokumentenabwurf, die ohne SSL auskommen soll. Dritter Kandidat für künftige Whistleblower ist GlobaLeaks, das sich mehr als Werkzeugkasten für Projekte sieht, die Whistleblowern helfen wollen.

Am gestrigen Sonntag erhielt Wikileaks den australischen Journalistenpreis der Walkley Awards für den herausragendsten Beitrag zum Journalismus. Obwohl der Ansatz von Wikileaks Unzulänglichkeiten aufweise, habe Wikileaks eine gründliche Debatte über Geheimhaltung und Informationsfreiheit innerhalb wie außerhalb der Medien angestoßen, heißt es in der Begründung der Jury.

vbr