Gemeiner Wasserfrosch
© Holger Gröschl/CC2.0Archiv: Gemeiner Wasserfrosch
London/ England - Immer wieder gibt es in Verbindung mit Erdbeben Berichte über ungewöhnliches und gleichsam auffälliges Verhalten von Tieren kurz vor den Erschütterungen (...wir berichteten, s. Links). Wissenschaftler aus England und den USA glauben nun, erklären zu können, wie Amphibien Erdbeben vorherahnen können.

Die wissenschaftliche Bestätigung für die Fähigkeit der Tiere konnten Forscher um Dr. Rachel Grant von der Open University 2009 erbringen, als sie beobachteten, dass 96 Prozent der männlichen Erdkröten (Bufo bufo) einer Population ihr Laichgewässer, rund 74 Kilometer von dem am 6. April von einem Erdbeben verwüsteten L'Aquila, fünf Tage vor dem Beben plötzlich verließen. Zugleich fiel auch die Anzahl der sich paarenden Tiere drei Tage vor dem Erdstoß auf Null und es konnte keinerlei frischer Laich aus der Zeit zwischen Beben und dem einige Tage später folgenden schweren Nachbeben gefunden werden (...wir berichten, s. Links).

Jetzt hat Grant gemeinsam mit dem NASA-Geophysiker Dr. Friedemann Freund eine Theorie zur Erklärung des erstaunlichen Verhaltens vorgestellt und schlägt sogar vor, dass diese Beobachtung zukünftig zur Erdbebenvorhersage herangezogen werden sollte.

Wie die Forscher aktuell im Fachmagazin International Journal of Environmental Research and Public Health berichten, scheint es so, als könnten die Tiere chemische Veränderungen im Grundwasser wahrnehmen, die sich - das Bestätigen Messungen der US-Raumfahrtbehörde NASA - einstellen, wenn ein Erdbeben kurz bevorsteht: "Bedenkt man, was während dieser (geologischen) Prozesse alles im Gestein vor sich geht, so wäre es fast schon merkwürdig, wenn Tiere davon nicht beeinflusst werden würden."

Laut den Forschern, lösen Spannungen in der Erdkruste geladene Partikel, die dann mit dem Grundwasser reagieren. "Tiere, die im oder in der Nähe dieses Grundwassers leben, sind sehr empfindlich, was chemische Veränderungen im Wasser angeht. Möglicherweise können sie diese schon Tage vor dem Beben wahrnehmen."

Wie die BBC berichtet, hoffen Freund und Grant nun, dass ihre Ergebnisse Biologen und Geologen zu einer Zusammenarbeit inspirieren werden, um herauszufinden, wie die Fähigkeit der Tiere dazu beitragen können, die einzigartigen Vorzeichen eines bevorstehenden Erdbebens zu erkennen.

Von den tektonischen Spannungen gelöst, können die geladenen Teilchen in das umgebende Gestein fließen und - an der Erdoberfläche angekommen - mit der Luft reagieren, wo sie Luftmoleküle in geladene Partikel, sogenannte Ionen, verwandeln.

"Positiv geladene Ionen in der Luft sind dafür bekannt, dass sie bei Menschen zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen können und den Spiegel des Stresshormons Serotonin im Blut von Tieren ansteigen lässt", erläutert Freund. "Ionen können aber auch mit Wasser reagieren und hier Wasserstoffperoxide entstehen lassen."

Diese chemische Kettenreaktion könnte sich dann auch auf das in den Froschteichen gelöste organische Material auswirken und hier im Wasser eigentlich harmlose organische Substanzen in Untersubstanzen umwandeln, die für die Wassertiere giftig sind.

Da es sich bei diesem von den Wissenschaftlern vorgeschlagenen Vorgang um einen sehr komplexen Prozess handelt, müsse die Theorie nun jedoch gründlich geprüft werden. Allerdings, so fügt Freund hinzu, handele es sich um den "ersten überzeugenden Mechanismus, der das Verhalten der Amphibien vor den Beben erklärt und der Aufzeigt, wie diese auf entsprechende Veränderungen reagieren."

Das Verhalten der Tiere könnte ein Teil von vielen miteinander in Verbindung stehenden Phänomenen sein, anhand derer zukünftige Beben vorhergesagt werden können.

Quellen: grenziwssenschaft-aktuell.de / bbc.co.uk