Das Unwetter, das gestern über die Schweiz hinwegfegte, richtete auch im Kanton Bern grossen Schaden an. Bei Tramelan rutschte ein Zug eine Böschung hinab. Mehrere Bahnlinien blieben bis am Abend unterbrochen. Zeitweise waren Tausende ohne Strom.
Zugentgleisung Bern/
© Arthur SieberAm frühen Morgen hatte ein umgestürzter Baum zu einer Zugentgleisung geführt.

Den spektakulärsten Streich spielte der Sturm Joachim bereits gestern früh im Berner Jura: Kurz vor 6.30 Uhr prallte zwischen Tavannes und Tramelan ein Zug der Chemins de fer du Jura in einen Baum, der zuvor wegen des Sturms auf die Gleise gestürzt war. Der vorderste Wagen rutschte eine Böschung hinunter. Drei von zwölf Personen, die sich zum Unfallzeitpunkt im Zug befanden, wurden leicht verletzt - unter ihnen der Lokführer. Im Einsatz standen neben Polizei und Sanität 33 Feuerwehrleute mit 10 Fahrzeugen. Wie die Polizei mitteilt, bleibt die Bahnstrecke zwischen Tavannes und Tramelan für unbestimmte Zeit unterbrochen.

Bäume stürzten auf Autos

Joachim wütete gestern im ganzen Kanton. Bei der Polizei gingen über 200 Schadenmeldungen ein. Bäume stürzten auf Strassen und Stromleitungen, Keller liefen voll, und Hausdächer wurden abgedeckt. In der Region Bern musste die Feuerwehr nur in den Gemeinden Bern und Bremgarten zu einigen Einsätzen ausrücken - dies meist wegen umgestürzter Bäume. In einem Fall habe der Sturm ein Hausdach beschädigt, teilte die Feuerwehr mit. Zwischen Mühleberg und Kerzers sind Bäume auf die Autobahn A 1 gestürzt und haben zeitweise den Verkehr behindert. Ungleich schwerer getroffen hat der Sturm die Region Biel und den Berner Jura. In Champoz stürzte ein Baum auf ein Auto. Der Lenker musste leicht verletzt ins Spital gebracht werden. Auch in Biel wurde ein Auto von einem umstürzenden Baum getroffen. Das Fahrzeug war aber leer. Das Unwetter führte im Berner Jura neben dem Zugunglück bei Tramelan zu weiteren Verkehrsbehinderungen. So musste die Bahnstrecke zwischen Courtelary und Sonceboz-Sombeval wegen Hochwassers unterbrochen werden. Auch mehrere Strassen waren zeitweise unterbrochen, weil umgestürzte Bäume sie blockierten.

Keine Züge auf das Jungfraujoch

Der Wind erreichte vielerorts Orkanstärke. Auf dem Chasseral wurden gemäss SF Meteo 174 Kilometer pro Stunde gemessen, auf dem Bantiger 153, auf dem Jungfraujoch 149 und in Biel 115. In den Alpentälern entwickelte sich zusätzlich eine Föhnströmung, wie Meteo Schweiz mitteilte.

Zahlreiche Bergbahnen mussten wegen der starken Winde ihren Betrieb einstellen. Der Betrieb auf den Jungfraubahnen von Grindelwald nach Wengen und von der Kleinen Scheidegg auf das Jungfraujoch war den ganzen Tag unterbrochen. Im Laufe des Nachmittags musste auch die Bahnstrecke zwischen Gstaad und Zweisimmen gesperrt werden. Ebenfalls unterbrochen ist der Autoverlad zwischen Kandersteg und Goppenstein. Der Grund dafür ist der viele Schnee, der im Wallis gefallen ist. Die BLS hat zwischen Kandersteg und Brig einen «Notverlad» eingerichtet. Wegen der Lawinengefahr konnten ab dem Nachmittag auch die Regio-Express-Züge von Bern nach Brig in Goppenstein nicht mehr anhalten. Die Strassen von Gampel nach Goppenstein und von Goppenstein ins Lötschental wurden gesperrt. Auch die Bahnstrecke im Goms wurde unterbrochen.

Das Unwetter hat im Kanton Bern zu diversen Stromausfällen geführt, weil Bäume oder Äste auf die Leitungen gestürzt sind. Wie die BKW am Abend mitteilte, waren gleichzeitig bis zu 7000 ihrer Kunden ohne Strom. Betroffen waren vor allem Gebiete im Berner Jura, im See- und im Schwarzenburgerland. Aber auch im Berner Oberland kam es zu Ausfällen. Die meisten von ihnen konnte die BKW bis am Abend beheben. 400 Kunden blieben bis in die Nacht hinein ohne Strom. Wo es die Witterungsverhältnisse erlaubten, würden die Reparaturarbeiten in der Nacht weitergeführt, sagte BKW-Sprecher Antonio Sommavilla. Er gehe davon aus, dass im Verlaufe des Samstags auch die letzten Haushalte wieder an das Stromnetz angeschlossen werden könnten.

Anders als an anderen Schweizer Flughäfen hat der Sturm Joachim am Flughafen Bern-Belp zu keinen nennenswerten Behinderungen geführt. Zwar sei der Wind sehr stark gewesen, sagte Flughafensprecher Daniel Steffen auf Anfrage, die Flugzeuge hätten aber jeweils die etwas ruhigeren Phasen genutzt, um zu starten und zu landen. Ein Flug fiel dennoch aus: Die Maschine aus Paris, die gestern Morgen in Bern hätte landen sollen, konnte wegen des Sturms in Frankreich gar nicht erst starten.