Mit einer einzigen Spritze eine HIV-Infektion verhindern? Das klingt fast zu einfach. US-Forscher sind diesem Ziel im Tierversuch ein wenig näher gekommen.
maus
© Bodo Marks/dpaWenn sich die neue Studie von der Maus auf den Menschen übertragen lässt, könnte es einen Impfstoff gegen HIV geben.

Seit der Entdeckung des Aidserregers vor 30 Jahren sind 30 Millionen Menschen daran gestorben. Zwar kann das Virus inzwischen mit Medikamenten über längere Zeit in Schach gehalten werden. Dennoch bleibt Aids eine tödliche Krankheit. Hinzu kommt, dass viele Infizierte auf der Welt überhaupt keinen Zugang zu Therapien haben.

Vor diesem Hintergrund stimmt eine Studie in der aktuellen Ausgabe des Magazins Nature hoffnungsvoll: Vielleicht werden sich Menschen zukünftig gegen HIV impfen lassen können. Zumindest im Test an Mäusen funktionierte die Impfung bereits, die von Wissenschaftlern um David Balitmore und Alejandro Balazs vom Fachbereich Biologie des California Institute of Technology erforscht wird. Den Mäusen wurden dafür bestimmte Moleküle in hohen Dosen gespritzt: Nach nur einer Injektion waren die Versuchstiere immun gegen das HI-Virus.

Die Forscher nutzen ein unschädlich gemachtes Adenovirus als Genfähre, um die Bauanleitung eines Antikörpers gegen das HI-Virus in die Zellen der Mäuse zu transportieren. Zusätzlich enthielt die Genfähre einen sogenannten Promoter, also eine DNA-Sequenz, die ermöglicht, dass die Mäusezellen die Bauanleitung des Antikörpers immer wieder ablesen und umsetzen. Das Ergebnis: Die Maus kann ohne Ende Antikörper gegen das Virus produzieren.

Die Übertragung auf den Menschen ist schwierig

Obwohl alle sechs Versuchstiere mit HIV infiziert wurden, löste das Virus bei keiner Maus den für die Krankheit typischen Rückgang der Immunzellen aus. Auch sonst konnten die Forscher keinerlei Anzeichen finden, dass das Virus Zellen des Mäusekörpers infiziert hatte. "Normalerweise ist die Zahl von sechs Versuchstieren zu gering", sagt Immunologe Anthony Fauci, Direktor des amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). "Aber in diesem Fall sind die Ergebnisse so deutlich, dass die Studie trotzdem überzeugend ist." Dem stimmt auch Virologe Klaus Überla zu, der an der Ruhr-Universität Bochum selbst nach HIV-Impfungen sucht.

"Es ist nicht möglich, vorherzusagen, ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen", sagt Fauci. Das sei bei jeder Studie mit Mäusen unklar. Ein Hauptproblem ist, dass Genfähren von der komplexen Immunabwehr des Menschen als Fremdkörper angesehen werden können - vor allem, wenn hohe Dosen eines Impfstoffes verabreicht werden. Das würde den Erfolg der Impfung gefährden. Zwar machen Gentherapieforscher Fortschritte dabei, solche Abwehrreaktionen zu verhindern. Doch gelöst ist das Problem noch nicht, sagt Überla. Außerdem wäre die Produktion von Impfseren in so hohen Dosen recht teuer und technisch sehr anspruchsvoll. "Trotz allem: Das ist eine wichtige Studie", sagt Fauci.