Viele der von den Israelis freigelassenen Palästinenser hätten sowieso nur noch wenige Monate absitzen müssen. Damit habe Israel kein positives Zeichen gesetzt. Die Palästinenser empfangen freigelassenen Angehörigen mit Freude, üben aber harte Kritik an der Auswahl der Inhaftierten.
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Der Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas ist beendet. Sonntagnacht wurden die verbleibenden 550 Palästinenser aus israelischer Haft entlassen. Am 18. Oktober wurden in einer ersten Runde 477 Palästinenser im Austausch gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit freigelassen. Trotzdem sind die Palästinenser enttäuscht. Ihrer Meinung nach habe Israel den zweiten Teil des Austauschs nicht korrekt eingehalten.

Ramallah: Ausschreitungen bei Gefangenen-Freilassung

Zahlreiche Palästinenser versammelten sich in Ramallah um ihre Angehörigen und Freunde zu begrüßen. Dabei kam es zu Ausschreitungen, berichtet die New York Times. Palästinenser hätten die israelischen Soldaten mit Steinen beworfen, diese hätten mit Tränengas und Gummigeschossen gekontert. Dutzende Palästinenser und ein israelischer Soldat wurden verletzt.

Sarah Abu Sneineh wartete auf ihren Enkelsohn Izzedine. Er wurde als 15-Jähriger vor drei Jahren wegen der Nutzung von Feuerwaffen, Besitz von Sprengstoff und versuchten Mordes verhaftet. „Er war noch ein Schüler“, sagt sein Großmutter. Sie hofft auf eine bessere Zukunft: „Wir wollen, dass er wieder zur Schule geht. Nur Bildung kann ihn weiterbringen.“

Palästinenser über Gefangenenwahl: Kein Zeichen des guten Willens

Nicht alle können die Freude teilen. Palästinenser sind unzufrieden mit der Wahl der Inhaftierten. Bei den Feigelassenen handele es sich nicht um Schwerverbrecher und um keine Mitglieder der Hamas. „Das ist kein ernstzunehmender Teil des Gefangenenaustauschs“, erklärte Issa Qaraqe, der Minister für Gefangene und Entlassene der New York Times. „Viele von denen, die freigelassen wurden, wären sowieso in einigen Monaten entlassen worden. Viele Frauen und Inhaftierte, die noch viele Jahre vor sich haben, wurden zurückgelassen. Wenn Israel ein Zeichen des guten Willens hätte geben wollen, wäre das ganz anders gelaufen“, so Qaraqe weiter.