Agentur Fitch sieht eine Lösung der Schuldenkrise "außer Reichweite" . Konkurrent Moody's stuft Belgien herab

London/Frankfurt. Der Druck der großen US-Rating-Agenturen auf die politische Führung Europas hält an: Die Agentur Fitch urteilt, eine umfassende Lösung der Schuldenkrise in der Euro-Zone sei technisch und politisch "außer Reichweite". Die Bonitätswächter zeigten sich vom jüngsten EU-Gipfel enttäuscht. Eine "systemische Krise" gefährde die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität der Währungsunion. Vor diesem Hintergrund nahm Fitch eine Reihe von Euro-Mitgliedsstaaten ins Visier: Belgien, Spanien, Slowenien, Italien, Irland und Zypern wird kurzfristig mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. Die entsprechenden Ratings seien mit einem negativen Kreditausblick versehen worden. Bei der bloßen Drohung beließen es die Konkurrenten von Moody's nicht. Für Belgien senkten die Moody's-Experten ihre Bonitätseinstufung von Aa1 auf Aa3. Den Ausblick beurteilte die Agentur als negativ. Belgien habe eine relativ hohe Verschuldung, und die Unsicherheit an den Märkten dürfte noch eine Weile anhalten, hieß es.

Zudem senkte Fitch den Ausblick für die französische Kreditwürdigkeit von "stabil" auf "negativ". Die Bestnote AAA wurde jedoch zunächst bestätigt. Im Gegensatz zu den anderen sechs Ländern droht Frankreich nicht kurzfristig eine Herabstufung, sondern erst innerhalb der nächsten zwei Jahre. Die Chance, dass Frankreich seine Bestnote in diesem Zeitraum verliert, liege leicht über 50 Prozent, schreibt Fitch. Zuletzt war vermehrt über eine mögliche Herabstufung der Topbonität von Frankreich spekuliert worden. So hatte die Agentur Standard & Poor's (S&P) damit gedroht, die Ratings Frankreichs und Deutschlands sowie fast aller Euro-Länder zu senken.

Unterdessen wehrte sich S&P gegen den Vorwurf einer politischen Rolle in der Schuldenkrise. "Unsere Kreditratings sind nicht politischer Natur. Standard & Poor's macht der Politik keine Vorschläge, was sie zu tun oder zu lassen hat", schrieb Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Auch wenn manche Beobachter das Gegenteil behaupten: Wir haben in unserer Analyse den politischen Risiken schon immer Gewicht beigemessen", betonte Kraemer. Die Analysen seien aber "weder geprägt von irgendwelchen Ideologien noch von politischen Färbungen". Vielmehr gehe es darum, Investoren eine "unabhängige analytische Meinung über das Ausfallrisiko zu bieten, die sie als eine von vielen Faktoren in ihren Investmententscheidungen berücksichtigen können, wenn sie dies für sinnvoll erachten".

dpa/HA