Seit Jahren geht die Zahl der Drogentoten in Berlin kontinuierlich zurück. Den Trend belegt einmal mehr die jüngste Statistik, die gestern von der Senatsverwaltung für Gesundheit präsentiert wurde. Demnach starben bis Ende Oktober dieses Jahres 94 Menschen an den Folgen ihrer Drogensucht. Im Jahr 2000 dagegen waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen, nämlich 225.

Selbstverständlich zählt jedes einzelne Schicksal. Aber die sinkende Statistik belegt dennoch, dass Prävention und Substitution in der Hauptstadt stark verbessert worden sind. Druckräume für Süchtige und deren psychosoziale Betreuung etwa zeigen offenbar Wirkung. Das niedrigschwellige Hilfssystem greift, freute sich einmal die Berliner Drogenbeauftragte im Interview mit dieser Zeitung. Dabei warten viele Heroin-Abhängige immer noch auf die Substitution mit reinem Heroin vom Staat, das das Leben der Schwerstabhängigen weiter verbessern und die Beschaffungskriminalität weiter sinken lassen soll.

Was die niedrigeren Zahlen indes verdecken, ist die starke Zunahme vom Konsum immer neuer Substanzen, die teilweise schon Kinder von 12 bis 1L3 Jahren in Berlin einnehmen. Tilidin etwa oder andere veränderte synthetische Stoffe, die manchmal noch gar nicht von den Betäubungsmittelvorschriften erfasst werden. Ärzte und Sozialarbeiter warnen davor bereits seit Jahren. Der Rückgang des Heroinkonsums und der Toten ist also kein Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil: Andere Drogen machen ebenso süchtig. Und deren soziale Folgen sind noch gar nicht absehbar.