Die Aufregung über einen Lichtstreifen am Weihnachtshimmel war am Heiligen Abend in Deutschland nicht geringer als wenige Wochen zuvor im südwestafrikanischen Namibia, als dort eine mysteriöse Metallkugel mit einem lauten Knall in einem Dorf in die Erde schlug. Im Gegenteil: Bei der UFO-Meldestelle CENAP in der Stadt Mannheim brachen beinahe die Hotlines zusammen.
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© The Telegraph/Screenshot

Doch das außergewöhnliche Himmelsphänomen hatte eine durchaus profane Ursache, wie die europäische Weltraumagentur ESA nun bestätigte. Der weihnachtliche „Komet“ war ein Teil einer russischen Trägerrakete.

„Es handelte sich dabei um eine Oberstufe der Sojus-Rakete, die kürzlich drei Weltraumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hat“, erklärte ESA-Sprecher Bernhard von Weyhe am Sonntagabend im deutschen Darmstadt. Das hätten Untersuchungen einer Expertengruppe der Weltraumagentur ganz eindeutig ergeben. Belgische Astronomen hatten diesen Verdacht bereits zuvor geäußert. Aber auch ein Meteorit wurde nicht ausgeschlossen, die Behörden prüften kurz sogar die Möglichkeit eines Flugzeugabsturzes.

Raketenteile mit 28.000 km/h unterwegs

„Die Raketenteile sind etwa 80 Kilometer über der Erde verglüht. Die Flugrichtung war von Westen nach Osten“, erklärte von Weyhe. „Beim Eintritt in die Atmosphäre hatten sie etwa eine Geschwindigkeit von 25.000 bis 28.000 Stundenkilometern.“ Eine Gefahr für die Bevölkerung habe zu keiner Zeit bestanden. „Je weiter Teile in die Erdatmosphäre eintreten, desto mehr zerbrechen und verglühen sie.“ Die betreffende Sojus-Rakete war letzten Mittwoch vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus gestartet.

Mysteriöse Kugel ist Treibstofftank

Am 24. Dezember war das „Phänomen“ abends über Teilen Deutschlands, Belgiens, Frankreichs und der Niederlande beobachtet worden. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erreichen jährlich 60 bis 70 Tonnen Weltraumschrott die Erde.

In diese Kategorie fällt wohl auch die mysteriöse Kugel, die Mitte November im Nordosten Namibias einen Krater in der Erde hinterließ. Seit die Behörden des afrikanischen Landes des Einschlag vergangene Woche bestätigt hatten, beschäftigte das Thema „Space Balls“ Ufologen und Boulevardpresse gleichermaßen. Doch bei der Kugel handelt es sich ebenfalls um einen Raketenbauteil, laut Medienberichten höchstwahrscheinlich um einen Behälter für den Treibstoff Hydrazin.

Lauter Knall und ein Vier-Meter-Krater

Die Kugel, rund sechs Kilo schwer, hohl, und mit einem Umfang von rund 110 Zentimetern, sei keinesfalls außerirdischen Ursprungs, erklärte das National Forensic Crime Institute (NFCI) in Windhoek Ende letzter Woche. Die Metalllegierung, aus der die Kugel hergestellt ist, sei für die Raumfahrt typisch. Der Bauteil hinterließ laut namibischen Behörden einen Krater mit einem Durchmesser von vier Metern in der Erde, nachdem er mit einem lauten Knall aufgeschlagen war.

„Schon mal ein größeres Teil dabei“

Doch anders als bei dem glühenden Sojus-Bauteil über dem europäischen Weihnachtshimmel ist immer noch nicht klar, woher die Kugel stammt - zumindest scheint sie niemand zu vermissen. Laut namibischen Polizeibehörden fragte keine Weltraumagentur - weder ESA oder NASA, noch die russische Roskosmos - nach der Kugel. Jedenfalls: Für die nächsten Sichtungen rätselhafter Objekte am Himmel bietet sich die Standarderklärung eines Sprechers des DLR an „Jährlich fallen bis zu 200 Tonnen an Material auf die Erde. Da ist auch mal ein größeres Teil bei.“