Ein Berliner Grünen-Politiker ist in der Nacht zu Montag von zwei Männern in seiner Wohnung überfallen und verletzt worden. Seine Partei vermutet den syrischen Geheimdienst hinter der Attacke - der Menschenrechtsaktivist gehört zur Opposition gegen Machthaber Assad.

Berlin - Der syrischstämmige Grünen-Politiker Ferhad Ahma ist in der Nacht zum zweiten Weihnachtstag in seiner Berliner Wohnung von zwei Männern überfallen und zusammengeschlagen worden.

Nach Darstellung der Grünen standen am Montag um 2.00 Uhr nachts zwei Männer vor der Wohnungstür von Ahma und gaben sich als Polizisten aus. Als der Politiker die Tür öffnete, hätten die beiden sofort und wortlos mit Stangen und Schlagstöcken auf ihn eingeschlagen. Er habe bei dem Überfall schwere Prellungen und weitere Verletzungen am ganzen Körper erhalten.

Ahma ist gleichzeitig Lokalpolitiker und Mitglied der syrischen Opposition. Die Grünen in Berlin-Mitte und eine Initiative von Gegnern des Regimes von Baschar al-Assad vermuten hinter dem Überfall den syrischen Geheimdienst. Die These, dass es sich bei den Tätern um Geheimdienstmitarbeiter handelte, stützen die Grünen auf deren arabisches Aussehen sowie darauf, dass Ahma zuvor Drohungen erhalten habe.

Der Politiker ist laut dem parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrats. Beck forderte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) auf, wegen des Überfalls den syrischen Botschafter einzubestellen. "Es kann nicht hingenommen werden, dass syrische Oppositionelle in Deutschland von syrischen Diensten gejagt, verfolgt und eingeschüchtert werden", sagte der Grünen-Politiker.

Dem Auswärtigen Amt sind laut einer Sprecherin der Überfall und "die damit in Zusammenhang stehenden Vorwürfe an die Adresse Syriens" bekannt. Das Ministerium stehe "in Kontakt mit den zuständigen Ermittlungsbehörden und hat sein Interesse an einer schnellen und umfassenden Aufklärung des Vorfalls deutlich gemacht". Die Berliner Polizei bestätigte, dass wegen des Überfalls Anzeige erstattet worden sei, der Hintergrund des Angriffs sei aber noch unklar. Der polizeiliche Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

In Syrien geht die Armee von Machthaber Assad schon seit vielen Wochen massiv gegen die Demokratiebewegung vor. Nach Uno-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstands im März mehr als 5000 Menschen getötet worden.

lgr/dpa/AFP