Bei einem türkischen Luftangriff an der Grenze zum Irak sind 35 Zivilisten gestorben. Die türkischen Streitkräfte hatten sie fälschlicherweise für kurdische Rebellen gehalten.
türkei, zivilisten
© Reuters

Die türkische Luftwaffe hat bei Angriffen im Grenzgebiet zwischen dem Irak und der Türkei in der Nacht auf Donnerstag 35 Zivilpersonen getötet. Bei den Todesopfern handelte es sich um Schmuggler, die das Militär fälschlicherweise für kurdische Rebellen gehalten hatte, wie der Sprecher der Regierungspartei AKP, Huseyin Celik, bestätigte.

Die Behörden gingen möglichen nachrichtendienstlichen Fehlern nach, die zu den Angriffen geführt hätten. Celik äußerte sein Bedauern über die Todesfälle und deutete eine mögliche Entschädigung an.

Offensive galt mutmaßlichen Rebellen

Zuvor hatten die türkischen Streitkräfte erklärt, die Offensive habe mutmaßlichen Rebellen gegolten, die zuvor von Drohnen entdeckt worden seien. Bei den Luftangriffen wurde nach Angaben des Gouverneursbüro der Provinz Sirnak eine weitere Person verletzt.

Der kurdische Parlamentsabgeordnete Nazmi Gür sagte, die meisten der Opfer seien Jugendliche gewesen, die mit Eseln und Pferden billiges irakisches Diesel über die Grenze gebracht hätten, um es in der Türkei zu verkaufen. Die Nachrichtenagentur Dogan zeigte Fernsehbilder, auf denen eine Gruppe Menschen um in Tücher gewickelte Leichen stand.

Für viele Bewohner der Region sei der Dieselschmuggel die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, sagte Gür. Eigentlich sei es den Behörden bekannt, dass in dieser Region viele Schmuggler unterwegs seien.

"Es waren einfach nur Schmuggler"

Ein Sprecher der kurdischen Rebellenorganisation PKK bezifferte die Zahl der Toten auf 28. Der türkische Luftangriff habe einer Gruppe von insgesamt 50 Menschen gegolten. Die meisten Überlebenden seien verletzt. „Jene, die getötet wurden, hatten keine Verbindung zur PKK“, sagte Ahmet Deniz. „Es waren einfach nur Schmuggler auf ihrem Weg vom Irak in die Türkei.“

„Wir waren auf unserem Weg zurück, als die Jets anfingen, uns zu bombardieren“, zitierte die prokurdische Nachrichtenagentur Firat den Überlebenden Servet Encu. „Fünf oder sechs haben sich hinter Felsen versteckt, aber die Flugzeuge haben auch sie bombardiert. Sie sind alle hinter den Felsen gestorben.“

Die türkische Luftwaffe griff im laufenden Jahr Dutzende Male mutmaßliche kurdische Rebellen im Nordirak und an der türkisch-irakischen Grenze an. Kürzlich erhielt die Türkei vier Drohnen von den USA, die zuvor im Irak stationiert waren.

Proteste nach fehlgeschlagenem Angriff

Nach dem Luftangriff haben sich unterdessen Demonstranten in Istanbul schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Demonstranten hätten Steine auf die Beamten geschleudert, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Die Beamten hätten Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt.

Auf Filmaufnahmen von Dogan waren Demonstranten zu sehen, die Glasscheiben an einer Bushaltestelle einschlugen und Steine auf Polizeifahrzeuge warfen.

dapd/AFP/mcz