Paris/Washington/Teheran - Trotz Warnungen aus den USA droht der Iran weiterhin mit einer Blockade von Öltransporten im Persischen Golf. Die Vereinigten Staaten seien nicht in der Position, dem Land vorzuschreiben, was es in der strategisch bedeutenden Meerenge von Hormus zu tun oder zu lassen habe, sagte der Vizechef der iranischen Revolutionsgarden, General Hossein Salami, am Donnerstag laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Fars. «Wann immer die iranischen Interessen auf dem Spiel stehen, werden wir entschlossen antworten.»

Zuvor hatte am Dienstag Irans Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi erklärt, kein Tropfen Öl werde mehr durch die Straße von Hormus gelassen, falls der Westen die wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen ausweite. Die USA verschärften daraufhin überraschend den Ton. Die US-Marine erklärte, sie habe eine «robuste Präsenz» in der Region. Eine Behinderung des freien Seeverkehrs werde nicht toleriert.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Victoria Nuland, warf dem Iran am Donnerstag «irrationales Verhalten» vor. Als Grund mutmaßte sie, dass die internationalen Sanktionen gegen Teheran Wirkung zeigten. «Der wachsende Druck, vor allem auf ihren Öl-Sektor, schmerzt wohl so sehr, dass sie anfangen, um sich zu schlagen», sagte sie.

Auch Paris machte sich für ungehinderte Öltransporte stark. Die Meerenge von Hormus sei ein internationales Gewässer. «Dementsprechend haben alle Schiffe ein Durchfahrtsrecht, unter welcher Flagge sie auch fahren», betonte eine Sprecherin des französischen Außenministeriums.

Das britische Außenministerium spielte die Bedeutung der Drohung aus Teheran hingegen herunter. «Iranische Politiker benutzen diese Art von Rhetorik des Öfteren, um vom wahren Thema abzulenken, nämlich ihrem Atomprogramm», sagte ein Sprecher des Ministeriums am Donnerstag in London. Man sei aber weiterhin sehr besorgt wegen des «möglicherweise militärischen Ausmaßes» des Atomprogramms.

Ähnlich äußerte sich ein iranischer Experte für internationale Politik. «Die iranischen Erklärungen müssen in den aktuellen Kontext eingeordnet werden», zitierte die französische Tageszeitung «Le Figaro» einen iranischen Universitätsprofessor, der anonym bleiben wollte. Solche Drohungen kämen nicht zum ersten Mal. Sie seien lediglich eine verbale Reaktion auf Öl-Embargo-Pläne von Staaten wie Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den USA.

Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Israel und die USA haben deshalb auch Militärschläge gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen.

Mächtig vom Leder zog am Donnerstag der Vizechef der iranischen Revolutionsgarden. «Die USA sind wie ein Eisberg, der jedoch von der hohen Temperatur der iranischen Revolution geschmolzen wird. (...) Die USA sind wie ein Spatz im Körper eines Dinosauriers», sagte General Hossein Salami.

dpa