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© 2007 Pierre-Paul Feyte
Spinnenseide könnte dabei helfen, blinden Menschen ihr Augenlicht zurückzugeben. Denn die Seidenfäden bieten ein ideales Gerüst, an dem entlang Haut- und Nervenzellen regeneriert werden können.

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) züchten Wissenschaftler mithilfe der Spinnenfäden neue Haut, die beispielsweise Verbrennungsopfern transplantiert werden kann. Die Spinnenseide ist nicht nur extrem stark und dehnbar, sondern wird vom Menschen auch sehr gut vertragen, sodass es keine Fremdkörperreaktionen gibt.

Die Forschung mit der tierischen Seide gibt auch Menschen, die durch einen beschädigten Sehnerv erblindet sind, neue Hoffnung: Der Sehnerv ist normalerweise nicht dazu in der Lage, sich selbst zu erneuen. Durch die Fäden der Spinnenseide kann dem Sehnerv aber Halt gegeben und das Wachstum angeregt werden. Der Nerv kann sich unter diesen Bedingungen regenerieren.

In Hannover wird den Spinnen mit einer speziell entwickelten Maschine der bis zu 400 Meter lange Seidenfaden aus dem Hinterteil gezogen. Für den Einsatz im Klinikalltag taugt diese Methode jedoch nicht, daher haben Wissenschaftler der Klinik für Augenheilkunde in Leipzig zusammen mit französischen und amerikanischen Forscherkollegen elektrisch gesponnene Seidenfäden entwickelt, die wie ihr Vorbild aus der Tierwelt funktionieren. Das Leipziger Forscherteam arbeitet zudem an der Entwicklung eines 3D-Gerüsts, das im Falle einer Nervenschädigung implantiert werden und die Zellen bei der Regeneration von Nervenfortsätzen unterstützen soll.

Auch Tierschützer dürften sich über die Entwicklung der synthetischen Seidenfäden freuen: Kosmetische Hautprodukte könnten so in der Zukunft auf künstlich hergestellter Haut und nicht mehr an Tieren getestet werden.