Anonymous-Hacker schießen mit der "Operation Blitzkrieg" gegen Neonazis. Auf einem jetzt gestarteten Enthüllungsportal sind Listen mit angeblichen NPD-Spendern und Kunden rechter Onlinehändler veröffentlicht worden.
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© Screenshot: stern.deNazi-leaks.net ist eine einfache Blogplattform, auf der angebliche Sympathisanten der rechten Szene bloßgestellt werden

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Ein Erwachsener, der eine Guy-Fawkes-Maske trägt, versohlt einem Jungen mit Hakenkreuzbinde und Nazikleidung den Hintern. Die böse Collage macht deutlich: Das lose Hacker-Kollektiv Anonymous - erkennbar an der Maske - nimmt Nazis aufs Korn. nazi-leaks.net heißt ein gegen Neonazis gerichtetes Enthüllungsportal, auf dem das beschriebene Bild zu sehen ist.

Auf der Website ist unter anderem eine Liste mit angeblichen NPD-Spendern veröffentlicht worden. Das Portal ist nach Angaben der anonymen Betreiber Teil der "Operation Blitzkrieg", mit der Anonymous seit mehreren Monaten dazu aufruft, die Web-Auftritte rechter Organisationen anzugreifen. Die Echtheit der veröffentlichten Informationen konnte bisher nicht überprüft werden.

Bei nazi-leaks.net handelt es sich um ein simples Blog. Auf der Seite standen unter anderem Listen mit Kunden rechter Onlinehändler wie Nationales Versandhaus und Odin Versand, Autoren der Zeitschrift Junge Freiheit sowie interne E-Mails der NPD, aus denen bereits im Februar mehrere deutsche Medien berichtet hatten. Einige der Listen enthalten Personennamen und E-Mail-Adressen, andere führen auch komplette Postadressen und Telefonnummern auf. Viele der Daten sind schon einige Jahre alt und offenbar bei früheren Hackerangriffen - zum Beispiel auf den Onlineshop von thor-steinar.de - erbeutet worden.

Die Domain wurde am 18. Dezember 2011 registriert. Der Server des Angebots scheint in der Ukraine zu stehen. Am Montag war die Website aber teilweise nicht zu erreichen - offenbar wegen der vielen Seitenaufrufe.

Kampagne läuft auch über Twitter

Auf dem Twitter-Kanal @OpBlitzkrieg verbreiten die Aktivisten Informationen über den Stand ihrer Kampagne und neue Angriffe auf rechte Webseiten und verspotten Rechte mit Spott und Hohn. In einem Tweet heißt es beispielsweise: "thule-gesellschaft.org. Thumbs up! Ihr seid wenigstens vernünftig und geht freiwillig offline."

Die Zeitschrift Junge Freiheit erklärte, die auf nazi-leaks.net veröffentlichte Liste mit Kontakten der Redaktion sei bereits im Juli publiziert worden - damals auf der Website Indymedia. Der Verlag habe Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. "Es handelt sich eindeutig um einen kriminellen Akt", sagte Felix Krautkrämer, Redakteur der Zeitschrift. Er betonte, dass die in der Liste aufgeführten Personen nicht allesamt Autoren seien, sondern teils auch Interview-Partner, die selbst nicht für die Junge Freiheit aktiv seien.

Die NPD erklärte, sie prüfe die veröffentlichten Daten noch. Er wisse nicht, ob sie authentisch seien, sagte Parteisprecher Frank Franz. Die Partei werde wahrscheinlich in "allen denkbaren Bereichen" Strafanzeige stellen. Alles, was mit Hacking zu tun habe, betrachte die NPD als kriminell.

Anonymous ist ein lose organisierter Zusammenschluss von Hackern ohne klar umrissene Führung. Die Aktivisten schließen sich zumeist ad hoc zu einzelnen "Operationen" zusammen.

Die Websites rechter Gruppierungen sind in der Hacker-Szene ein beliebtes Ziel, immer wieder kommt es zu Angriffen. So legte eine Gruppe namens "No-Name Crew" im Mai rund 25 Websites der NPD lahm und lud dabei interne Informationen herunter. Nach anderen Aktionen wurden die Hacker von der Polizei gefasst. Auf den Jahreskongressen des Chaos Computer Clubs werden regelmäßig die Präsenzen rechter Organisationen attackiert.

san/kgi/DPA