Bielefeld (WB). Die Nachricht klingt unspektakulär, ist aber aus wissenschaftlicher Perspekte betrachtet eine Sensation: Singvögel erkennen ihre Verwandten am Geruch.

Die Erkenntnisse der Bielefelder Verhaltensforscher Dr. Tobias Krause und Dr. Barbara Caspers eröffnen nicht nur der Fachwelt ein neues Forschungs- und Interessensfeld. »Auch die New York Times hat schon einen Interview-Termin angefragt«, sagt Universitätssprecherin Sandra Sieraad nicht ohne Stolz.

Erst vor einem Jahr hatten die beiden Biologen bewiesen, dass Singvögel überhaupt riechen können. »Davor galt 40 Jahre lang die Lehrmeinung, dass das verkümmerte Riechorgan der Vögel keine Funktion erfüllt«, verdeutlicht Professor Dr. Oliver Krüger von der Fakultät für Biologie. »Die Forschung ging zwar davon aus, dass Singvögel ihre Verwandten unterscheiden können, es war aber unklar, wie sie das bewerkstelligen.«

Erst vor einem Jahr hatten die beiden Biologen bewiesen, dass Singvögel überhaupt riechen können. »Davor galt 40 Jahre lang die Lehrmeinung, dass das verkümmerte Riechorgan der Vögel keine Funktion erfüllt«, verdeutlicht Professor Dr. Oliver Krüger von der Fakultät für Biologie. »Die Forschung ging zwar davon aus, dass Singvögel ihre Verwandten unterscheiden können, es war aber unklar, wie sie das bewerkstelligen.«

Um zu klären, wie Singvögel Familienmitglieder erriechen können, haben die Bielefelder Verhaltensforscher mit Zebrafinken gearbeitet. »Sie sind die Laborratten unter den Vögeln, weil sie leicht im Labor zu züchten und zu halten sind. Außerdem handelt es sich um soziale Tiere. Sie wirken und leben in Gruppen«, erklärt Tobias Krause.

Im Experiment wurden die Zebrafinken drei Tage nach ihrem Schlüpfen in ein fremdes Nest gesetzt und dort von »Pflegeeltern« aufgezogen. Nach etwa drei Wochen setzten die Forscher die Küken vor zwei verschiedene Nistplätze. Das eine Nest enthielt Material (Kokosfasern und Kot) von dem Nest, in dem das jeweilige Küken geschlüpft war. Das andere Nest war mit Geruchsmaterial markiert, in dem das Küken aufgezogen wurde. »Fast alle Küken wählten das Nest, in dem sie geboren wurden und das nach ihren Eltern und Geschwistern roch«, verdeutlicht Tobias Krause.

Damit ist bewiesen, dass Zebrafinken in der Lage sind, den Geruch von Verwandten zu erkennen. Die Unterscheidung von Familienmitgliedern und Fremden ist für die Tiere lebensnotwendig, sei es, um sich gegenseitig bei der Nahrungssuche oder dem Nestbau zu unterstützen, sei es, um Inzucht zu vermeiden.

»Es ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse des Experiments mit Zebrafinken auf alle Singvögelarten übertragbar sind«, unterstreicht Professor Krüger und spricht von einem Paradigmenwechsel. »Bislang waren wir bei Vögeln immer davon ausgegangen, dass sie sich mittels akustischer Reize verständigen. Dass wir jetzt beweisen konnten, dass Vögel sich am Geruch erkennen, ist einzig und allein der wissenschaftlichen Neugierde unserer Forscher zu verdanken«, betont Professor Krüger. Der Verhaltensforscher unterstreicht, dass es sich um zweckfreie Grundlagenforschung handelt.

Die Studie der Bielefelder Biologen erscheint heute online in der Zeitschrift Biology Letters, die von der ronommierten birtischen Royal Society herausgegeben wird.