Unmittelbar nach einer Pressekonferenz hat ein polnischer Militärstaatsanwalt versucht, sich das Leben zu nehmen. Er konnte gerettet werden. Die Verzweiflungstat hängt möglicherweise mit Ermittlungen zur Korruption in der polnischen Armee zusammen.
Bild
© dpa

Ein polnischer Militärstaatsanwalt hat am Montag unmittelbar nach einer Pressekonferenz einen Selbstmordversuch unternommen. Oberst Mikolaj Przybyl schoss sich nach Medienangaben in seinem Büro in Poznan wenige Minuten, nachdem er vor Reportern eine Justizreform abgelehnt hatte, in den Kopf.

Er konnte wiederbelebt werden und war nach Angaben der behandelnden Ärzte am Nachmittag außer Lebensgefahr. Er sei bei Bewusstsein und habe Gesichtsverletzungen erlitten, teilte ein Krankenhaussprecher mit.

Der Staatsanwalt war mit Ermittlungen von Korruptionsfällen und Fällen organisierter Kriminalität innerhalb der polnischen Streitkräfte befasst und hatte sich gegen Pläne der polnischen Generalstaatsanwaltschaft gewehrt, Militärstaatsanwälte künftig einer zivilen Behörde zu unterstellen.

Nach seiner Erklärung bat er die anwesenden Journalisten, kurz sein Büro zu verlassen. Bilder einer weiterlaufenden Kamera eines polnischen Fernsehsenders zeigten den Offizier, wie er sein Büro durchquerte und den Blickwinkel der Kamera verließ. Danach war ein Schuss zu hören.

Korruptionsverdacht bei polnischen Auslandseinsätzen

In seiner Erklärung vor dem Selbstmordversuch sagte Przybyl, dass es massive Korruptionsvorwürfe gegen Teile der polnischen Streitkräfte gebe. Die Militärstaatsanwaltschaft sei auf dem guten Weg, die Fälle aufzuklären. Seine Kollegen hätten kompetent gegen organisierte Kriminalität innerhalb der Streitkräfte ermittelt. Insbesondere bei der Versorgung der polnischen Auslandseinsätze in Afghanistan und Irak habe es Verdachtsfälle von Korruption gegeben.

Przybyl widersprach Medienberichten, denen zufolge seine Behörde bei der Untersuchung des Flugzeugabsturzes von 2010, bei dem der Präsident Lech Kaczynski und 95 weitere Menschen ums Leben kamen, illegal Textnachrichten von Mobiltelefonen einiger Journalisten abgehört hätten.

Quelle: Berliner Morgenpost vom 09.01.2012 - Youtube vom 09.01.2012 - Hochgeladen von LiveLeakMustSee am 09.01.2012