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„Fluglärm macht krank“ ist sicher ein guter Slogan für Demonstrationen. Das vor allem, weil Fluglärm tatsächlich krank macht! Schon 2010 veröffentliche das Umwelt Bundesamt (UBA) eine ausführliche Pressemeldung, die zahlreiche klinische und empirische Studien auflistet, die diese Aussage zweifelsfrei untermauern.

Fluglärm erhöht Risiko für Kreislauferkrankungen

Eine repräsentative Umfrage des UBA ergab, dass ein Drittel der Bevölkerung über Fluglärm klagt und fünf Millionen Bürger sich hochgradig belästigt fühlen. Diese Klagen der Bevölkerung sind begründet, wie auch die UBA-Studie „Risikofaktor nächtlicher Fluglärm“ von Prof. Greiser zeigt. Geiser und sein Team werteten die Daten von circa einer Million Menschen aus dem Raum Köln Bonn aus. Gemeinsam hatten alle Personen, dass sie krank waren. Etwa 200.000 der Patienten leben in einem Gebiet mit Fluglärm. Für Herz- und Kreislauferkrankungen ist nachgewiesen: Im Vergleich zu Personen, die keinem Fluglärm ausgesetzt sind, steigt das Erkrankungsrisiko betroffener Personen mit zunehmender Fluglärmbelastung. Auch bei psychischen Erkrankungen findet sich ein relevanter Befund: Bei Frauen sind die Erkrankungsrisiken für Depressionen signifikant erhöht.

Fluglärm führt zu mehr Medikamentenverschreibungen

Interessant sind auch die Ergebnisse einer „Arzneimittelstudie“ des UBA, die höhere Medikamentenverschreibungen bei Personen nachwies, die nächtlichem Fluglärm ausgesetzt sind. Auch eine große Studie im Umfeld verschiedener europäischer Flughäfen (HYENAStudie) aus dem Jahr 2008 stellte ebenfalls fluglärmbedingte Gesundheitsrisiken fest: Personen, die verstärkt vom Nachtfluglärm betroffen sind, weisen häufig höhere Blutdruckwerte auf, als Menschen in ruhigeren Wohngebieten.

UBA fordert besseren Schutz von Bürgern vor Fluglärm

UBA-Präsident Jochen Flasbarth wird in der genannten Pressemeldung zitiert: „Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass wir mehr tun müssen, um Bürgerinnen und Bürger vor Lärm zu schützen. Wir sollten im Sinne einer nachhaltigen Mobilität, kritisch darüber nachdenken, welche Nachtflüge wirklich notwendig sind.“

Wie wirkt Fluglärm auf den Schlaf?

Fluglärm beeinträchtigt die Gesundheit auf viele Arten und Weisen, deshalb hier nur ein Beispiel. Nächtlicher Fluglärm kann zu „Aufwachreaktionen“ führen. Damit ist der Wechsel von der Tiefschlaf oder einer leichten Schlafphase in den Zustand „wach“ gemeint. Auf Deutsch, der Lärm weckt den Schläfer auf. Das muss noch nicht bedeuten, dass er hellwach ist, aber der Schlaf ist wirksam unterbrochen. In einer wissenschaftlichen Ausarbeitung von Dirk Schreckenberg (Hagen), Mathias Basner (Köln) und Georg Thomann (Dübendorf) gilt Fluglärm dann als schlafstörend, wenn eine bestimmte zusätzliche Anzahl an Aufwachreaktionen auftritt. Zusätzlich deshalb, weil eine gewissen Zahl an Aufwachreaktionen als normal betrachtet wird. Die Forscher sehen Fluggeräusche, die am Ohr des Schläfers gemessen werden, dann als relevant und ursächlich für Schlafstörungen an, wenn sie 33 dB überschreiten.

Mögliche Folgen von Fluglärm: Tagesmüdigkeit, Bluthochdruck, Herzinfarkt

Treten diese Schlafstörungen dauerhaft auf, sodass der Schlaf regelmäßig schlecht ist und nicht die nötige Erholung bietet, dann machen diese Schlafstörungen krank. Die Wissenschaftler nennen Tagesmüdigkeit, verlangsamte Reaktionszeiten als Beispiele für kurzfristige Auswirkungen. Bei den langzeitigen Auswirkungen sind wir direkt bei Krankheitsbildern. Die Studie nennt Bluthochdruck und Herzinfarkte als Beispiele. Können auftretende Schlaftstörungen auf Fluglärm zurück geführt werden, belegt dieses Beispiel die Aussage „Fluglärm macht krank“. Es gibt zahlreiche weitere Studien, die aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würden.