Forscher entwickeln neue Methode zum Nachweis von Allergenen in Lebensmitteln

"Kann Spuren von Nüssen enthalten" - dieser Hinweis auf Verpackungen ist mittlerweile sehr geläufig. Aber genau diese Form von "precautional labeling", also eine Kennzeichnung, die vor möglichen Inhaltsstoffen von Lebensmitteln lediglich warnt, sei für viele Allergiker nicht hilfreich, sagt der Lebensmittel- und Agrarbiotechniker Hannes Binder.

"Konkretere Angaben sieht die derzeitige Kennzeichnungsverordnung der EU nicht vor", ergänzt Binder, und damit diene sie vor allem der Rechtssicherheit der Lebensmittelindustrie. Klar ist dennoch, dass Warnhinweise dieser Art in Zukunft zugunsten von Angaben über das nachgewiesene Fehlen von Inhaltsstoffen, die für Allergiker relevant sind, aufgegeben werden sollen. Die offene Frage bleibt, wann dies geschieht.

Bei rund drei Prozent der Weltbevölkerung wurden bereits Lebensmittelallergien diagnostiziert - Tendenz steigend. Damit diese - auch als Konsumenten nicht zu vernachlässigende - Gruppe von Menschen bald völlig bedenkenlos zu Essen ohne Spuren von Ei, Milch, Gluten, Fisch oder Nüssen greifen kann, hat ein Team um Binder in zwei Jahren Forschungsarbeit einen Streifentest für den Nachweis der wichtigsten Lebensmittelallergene entwickelt.

Umgesetzt wurde dieser von Romer Labs, einem Nischenanbieter von Diagnostiklösungen für landwirtschaftliche Produkte der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie, zusammen mit der Universität für Bodenkultur Wien und einem dafür eingerichteten Christian-Doppler-Labor (Analytik allergener Lebensmittelkontaminanten) nach folgendem Prinzip: Allergene in Lebensmitteln enthalten allesamt spezifische Proteine. Mittels Antikörpern auf den Teststreifen wird eines dieser Proteine gebunden und somit das Vorkommen bestimmter Inhaltsstoffe nachgewiesen.

Optische Kontrolle

Die Vorteile dieses Verfahrens, das für den vom Wirtschaftsministerium vergebenen "Staatspreis Innovation 2012" nominiert ist, liegen in der kostengünstigen und raschen Methode der Kontrolle. Zudem funktioniert die optische Bestätigung vorhandener Allergene nach einem erprobten Modus: Genau wie bei einem Schwangerschaftstest bedeutet eine einzelne Indikatorlinie ein negatives Ergebnis - zwei Linien dagegen stehen für ein positives. Der Test selbst benötigt nur zehn Minuten und erfordert keine weitere Laborausrüstung - dadurch wäre er eigentlich auch ideal für verunsicherte Nichtexperten, sprich: die Allergiker selbst.

"Zugeschnitten haben wir den Streifentest dennoch auf den Einsatz vorweg - also auf die Bedürfnisse der produzierenden Betriebe", betont Binder. "Es gibt ja keinen Grund, das Problem zum Konsumenten zu verlagern - derartige Tests gehören zu den Pflichten der Industrie."

Die Nachfrage nach Lebensmitteln, bei denen es im Produktionsprozess zu keiner Verschleppung von Allergenen kommt, sei allerdings nicht industriegetrieben: Zu den drei Prozent real betroffener Patienten gesellt sich angeblich schon ein Viertel der Menschheit, das mögliche allergische Reaktionen befürchtet oder einfach nur genau wissen will, welche Stoffe Lebensmittel enthalten.

saum/DER STANDARD, Printausgabe, 25.01.2012