Kältetote in Osteuropa und Gefrierschrank-Niveau in Deutschland: Der „Winter der Extreme“ hält Europa fest im Griff. Teile der Oder sind bereits gefroren, die Schifffahrt steht. Selbst Italien und Spanien leiden unter der Kälte. Und das Schlimmste steht noch bevor.


Mit eisiger Luft aus Sibirien kühlt das Hoch „Cooper“ Deutschland und Europa auf Gefrierschrank-Niveau herunter. Von Ost nach West kriecht die Kälte allmählich über den Kontinent. Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erwarten bis zum Wochenende „Eistage“ - das heißt, auch tagsüber bleiben die Temperaturen unter null Grad. Dazu weht ein kräftiger Ostwind, der die Kältewirkung verstärkt.

„Der Höhepunkt der Kältewelle wird vermutlich am Freitag erreicht“, sagt DWD-Meteorologe Thomas Ruppert. Dann beginnt der Tag auf den Höhen des Bayerischen Waldes und im Erzgebirge mit Werten um minus 20 Grad. Am Dienstag wird tagsüber die Null-Grad-Marke nur am Rhein knapp überschritten, sonst ist es schon überall frostig bei Werten um minus sieben Grad. Am Mittwoch herrscht dann überall Dauerfrost zwischen minus eins und minus 11 Grad. Erst am Wochenende lässt die Kälte ein wenig nach.

Oder für Schiffe gesperrt

Am Montagmorgen herrschten im Osten bereits stellenweise zweistellige Minusgrade. Um 8 Uhr registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Görlitz 10,4 Grad unter null, in Cottbus waren es minus 9,9 Grad. In Berlin-Tempelhof war es bei minus 9,1 Grad nicht ganz so kalt. Auch im übrigen Land herrschte Frost - die beiden einzigen Stationen ohne Minuszeichen vor der Temperatur waren Karlsruhe (plus 0,2 Grad) und Mannheim (0,6 Grad).

Jetzt schon stoppt die Eiseskälte Schiffe auf der Oder: Die zugefrorene Westoder und die Oder entlang der Grenze zu Polen werden von Dienstag an für die Schifffahrt gesperrt. „Wir haben es mit einem Winter der Extreme zu tun, erst Mittelmeerflair mit wochenlangen frostfreien Nächten und jetzt der abrupte Wechsel zu arktischen Verhältnissen“, sagte der Meteorologe Jurik Müller vom DWD in Leipzig.

Ukraine beklagt 18 Kältetote

Viel dramatischer ist der Kälteeinbruch jedoch in Osteuropa. Bei Temperaturen von minus 20 Grad sind in der Ukraine in der Nacht zu Montag sechs Menschen erfroren. In den vergangenen Wochen fielen damit insgesamt 18 Menschen den eisigen Temperaturen zum Opfer, teilte das Gesundheitsministerium mit. Allein in den vergangenen drei Tagen wurden in der Ex-Sowjetrepublik mehr als 400 Menschen mit Erfrierungen in Kliniken gebracht. 1500 Wärmestuben bieten kostenlos Essen und Getränke an. Viele Schulen und Kindergärten seien geschlossen, hieß es. Am Mittwoch sollen die Temperaturen auf bis zu minus 30 Grad sinken.

In Rumänien herrschen jetzt schon 25 Grad unter Null, vier Menschen erfroren bereits. Vereinzelt blieben am Montag Schulen auf dem Land geschlossen - die Heizungen kamen nicht gegen den Frost an. In der ostrumänischen Industriestadt Galati mit etwa 300 000 Einwohnern hatte die Hälfte der Bevölkerung am Montagmorgen kein Trinkwasser, weil Pumpstationen eingefroren waren. Für die nächsten drei Tage wurden Tiefsttemperaturen von minus 27 Grad erwartet.

In Tschechien brachen bei bis zu minus 21 Grad auf zwei Eisenbahnstrecken im Osten des Landes die Schienen. Dort mussten Passagiere auf Busse umsteigen. Gefährlich könnte die Frostwelle für die etwa 3000 Obdachlosen in der tschechischen Hauptstadt. werden. Neun Wohnungslose starben nach Angaben des Rettungsdienstes in diesem Winter bereits auf Prags Straßen. Hilfsorganisationen warnen seit Jahren vor einem Mangel an festen Notunterkünften.

Der Süden versinkt im Schnee

Nach starken Schneefällen liegt auch der Nordwesten Italiens unter einer dicken weißen Decke. Weil auch in der piemontesischen Metropole Turin knapp 20 Zentimeter Schnee fielen und Gefahr durch Eisglätte drohte, blieben die Turiner Schulen am Montag geschlossen. Kinder bauten stattdessen auf den Plätzen der Stadt Schneemänner. Auch die Türkei kämpft mit dem Wintereinbruch. In Istanbul fielen am Montag fast 200 Flüge aus, heftige Schneefälle beeiträchtigten den Straßenverkehr. Ausläufer der Kältewelle griffen auf Spanien über, selbst auf der Ferieninsel Mallorca schneite es in den Bergen zum ersten Mal in diesem Jahr.

jba/mk/dpa/AFP