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© Tamara ThomsenEin Beispiel der für die Bahamas typischen "Blue Holes".
Galveston/ USA - Entdeckungen durch US-Wissenschaftler in Unterwasserhöhlen auf dem Bahamas den sogenannten Blue Holes, könnten nicht nur Rückschlüsse auf die Entwicklung des frühen Lebens in den Ozeanen vor mehren Millionen Jahren, sondern auch darauf ermöglichen, welche Lebensformen auch auf anderen Planeten und Monde gefunden werden könnten.

Die "Blauen Löcher" selbst verdanken ihren Namen von dem Anblick, den sie aus der Luft und an ihrer Oberfläche bieten, wenn sich in den runden mit Wasser gefüllten tiefen Öffnungen unterschiedliche Blautöne abwechseln. Alleine auf den Bahamainseln gibt es schätzungsweise mehr als 1.000 dieser Öffnungen im Dach eines Küstensaumriffes und damit die größte Konzentration dieser "Blauen Löcher" weltweit. Rund um den Globus gibt es Zehntausende ähnlicher Unterwasserhöhlen, aber nur rund fünf Prozent wurden bislang wissenschaftlich erforscht.

Wie Professor Tom Iliffe und Brett Gonzalez von der Texas A&M University gemeinsam mit Kollegen der Penn State University aktuell im Fachmagazin Hydrobiologia berichten, haben sie in drei der Unterwasserhöhlen Schichten von bakteriellen Mikroben entdeckt. Dennoch finden sich jeder der drei Löcher eigene und an ihren Lebensraum speziell angepasste Formen dieser Mikroben und dies auch jeweils in unterschiedlichen Tiefen. Diese Erkenntnis legt für die Forscher die Schlussfolgerung nahe, dass sich das mikrobische Leben in diesen Höhlen fortwährend an Veränderungen etwa des Lichteinfalls, der Wasserchemie oder von Nahrungsmittelquellen anpassen.

"Wir haben zwei der Höhlen auf Abaco Island und eine auf Andros Island erkundet", erläutert Iliffe. "In einer der Höhlen auf Abaco finden sich die Bakterienmatten an den Wänden in etwa 30 Metern Tiefe und sind nahezu 2,5 Zentimeter dick. In der anderen Höhle fanden wir Bakterien, die in einer giftigen Wolke aus Schwefelwasserstoffen an der Grenzschicht zwischen Frisch- und Salzwasser leben. Diese Höhlen beherbergen unterschiedliche Formen von Bakterien, deren Arten und Aufkommen sich mit zunehmender Tiefe und somit zunehmend schwindender Lichtintensität verändern. Ähnliches hatten wir eigentlich auch in der Höhle auf Andros erwartet. Hier beinhaltete die Schwefelwasserstoff-Schicht jedoch eine ganz andere Art von Bakterien."
Taucher in giftiger Schwefelwasserstoffschicht
© Tamara ThomsenThomas Iliffe bei Durchtauchen einer giftigen Schicht aus Schwefelwasserstoffen im Blue Hole auf Abaco Island.

Für die Forscher belegt dieser Unterschied, dass sich die Lebensformen in den unterschiedlichen Höhlen jeweils an ihren Lebensraum anpassen. "Wir fanden einige Arten von Bakterien an Orten, an welchen aufgrund der widrigen Umweltbedingungen keine anderen Lebewesen leben könnten. Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich diese Bakterien über Jahrmillionen hinweg entwickelt und einen Weg gefunden haben, unter diesen jeweils extremen Bedingungen zu existieren.

Iliffe erläutert weiter, dass sich die Art der Mikroben genau dort verändert, wo in den Höhlen Salzwasser auf Frischwasser trifft. Hier nutzen sie chemische Energie um ihre Nährstoffe zu produzieren und "können hier in Umgebungen existieren, in die nur sehr wenig Licht und Sauerstoff vordringt."

Für die Forscher könnten die in den Blauen Löchern entdeckten Mikroben den Mikroben auf der frühen Erde sehr ähnlich sein "und uns so einen Einblick darauf ermöglichen, wie sich das Leben einst auf unserem Planeten entwickelt hat." Iliffe vergleicht die Höhen denn auch mit natürlichen Laboratorien, in welchen Leben unter extremen Bedingungen beobachtet werden könne, wie es ähnlich wohl auch schon vor vielen Millionen Jahren zu finden war.

"Wir wissen mehr über die Rückseite des Mondes als über das, was in diesen Höhlen hier auf der Erde vor sich geht. Wir können bislang noch nicht einmal abschätzen, was wir in all den Tausenden von Höhlen, die noch nie jemand erkundet hat, noch finden können."

"Sollte es noch weiteres Leben in unserem Sonnensystem geben, so gleicht es wahrscheinlich dem Leben in diesen mit Wasser gefüllten unterirdischen Umgebungen, wie wir sie auf den Bahamas erkundet haben."

Der Wissenschaftler selbst erforscht seit nunmehr 30 Jahren Unterwasserhöhlen und hat dabei mehr als hundert neue Arten von Wasserlebewesen entdeckt. Mehr zu diesen Expeditionen und Entdeckungen erfahren Sie auf seiner Internetseite "cavebiology.com".

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / amu.edu / cavebiology.com