Minus 30 Grad in Polen, 50 Zentimeter Schnee in Istanbul und abgeschnittene Dörfer in Serbien: Europa bibbert, Europa friert. Von der Ukraine bis nach Italien ist der ganze Kontinent ein Eisfach. Die sibirische Kälte brachte schon 220 Menschen den Tod. Und ein Ende der Kältewelle ist nicht in Sicht!
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Am schlimmsten hat es die Ukraine getroffen. 101 Menschen fielen der Killer-Kälte zum Opfer. Die meisten waren obdachlos. Sie lebten auf der Straße und sind bei minus 33 Grad erfroren. Mehr als 1200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt.

Jetzt hat die Regierung reagiert und 3000 Notunterkünfte im ganzen Land eingerichtet. Das Problem: Viele Hilfsbedürftige wissen nichts von den Angeboten.
In der Hauptstadt Kiew werden die Lebensmittel knapp, weil viele Zufahrtsstraßen unpassierbar sind. Bei Eis und Schnee kommen keine Lastwagen mehr durch.

Aber auch andere europäische Länder hält die Killer-Kälte fest in den Klauen: In Rumänien wurden 24 Menschen getötet, in Polen 17, in Tschechien 11, in der Slowakei mindestens zwei Menschen, in Frankreich einer. In Russland registrierten die Behörden allein im Januar bereits über 64 Kälteopfer.

Den Kälte-Rekord hält Sibirien: „CNN“ berichtet, dass in einigen Städten minus 40 Grad gemessen wurden.

Auch der Balkan leidet unter den arktischen Temperaturen.

In Serbien beschreiben Rettungskräfte die Lage als sehr ernst. An der Grenze zu Montenegro schneit es seit Wochen ununterbrochen.

Dörfer versinken im Schnee, sind von der Außenwelt abgeschnitten. Hubschrauber versorgen die Bewohner im Dauereinsatz mit Lebensmitteln und Medikamenten.

Für sechs Menschen kam diese Hilfe zu spät. Sie starben in der Eiskammer Serbien.

In Bukarest gibt es Probleme mit der Wärmeversorgung. Die Bewohner der rumänischen Hauptstadt bibbern bei bis zu minus 30 Grad in ihren Wohnungen. In vielen Häusern fielen über Nacht die Heizungen aus, weil der Gasdruck in den Leitungen nachließ.

Auch in Bulgarien, Bosnien, Tschechien, Polen und der Slowakei frieren die Menschen bei klirrender Kälte.

Drei Tote in Deutschland

In Magdeburg starben zwei Menschen in der Killer-Kälte: Ein Obdachloser (55) erfror in der Nacht auf einer Straße. Ein Renter kam beim Weg zum Arzt ums Leben, auch er ist offenbar erfroren.

In Lehrte (Niedersachsen) erfror ein Rentner (69) auf einem Feldweg. Er war auf dem Weg ins Pflegeheim gestürzt.

Deutschland erlebte die bislang kälteste Nacht dieses Winters. Besonders in Sachsen und Thüringen schlug die sibirisch Kälte zu.
In Bad Elster im sächsischen Vogtlandkreis rutschte das Thermometer sogar auf minus 23,6 Grad. In Deutschneudorf (sachsen) wurden minus 26,4 Grad gemessen.

„Es bleibt vorerst kalt. Zudem bringt ein Tief über der Ostsee etwas Schnee nach Norddeutschland“, sagte Dorotha Pätzold vom Deutschen Wetterdienst.

Der Bibber-Winter hat sogar Südeuropa in seinem eisigen Griff: Schnee auf Korsika, Minusgrade in Athen und die kälteste Woche seit 27 Jahren in Italien.

In Rom werden in der Nacht zu Samstag bis zu 15 Zentimeter Neuschnee erwartet. Schon Freitag bekamen die Schüler kältefrei.
Die Toskana versinkt im Schnee: In vielen Haushalten fiel der Strom aus, Straßen sind unpassierbar. „Die Lage ist besonders kritisch“, sagte der Chef des Zivilschutzes Franco Gabrielli.

Im Norden Italiens mussten 600 Passagiere sieben Stunden lang in einem ungeheizten Zug ausharren. Die Killer-Kälte ließ Bremsen und Weichen einfrieren, der Zug musste auf der Strecke halten.

Wo sich sonst in Frankreich Urlauber sonnen, kann man jetzt Schneemänner bauen: Die Insel Korsika und die Küstenregionen Var und Alpes-Maritimes sind von einer dicken Schneedecke überzogen.

Auch Istanbul ist nicht gerade als Wintersport-Ort bekannt. Die türkische Metropole liegt unter einer 50 Zentimeter dicken Schneedecke. Das öffentliche Leben ist gelähmt.

Seit Tagen leidet der Südosten der Türkei unter heftigen Schneefällen. Immer wieder werden Straßen von Lawinen verschüttet.
Im Dorf Secmen begrub eine Lawine ein Haus unter sich. Eine Frau starb. Nachbarn retteten ihren Mann und ihre zwei Kinder aus den Trümmern des Hauses.

In Spanien stiegen die Temperaturen im ganzen Land nur auf höchstens fünf Grad. Für Freitag bis Sonntag wurde ein Temperatursturz bis auf minus zehn Grad vorhergesagt, in den Bergen sogar bis minus 13 Grad.

„Das eisige Winterwetter bleibt uns auch in den nächsten Tagen erhalten“, sagte der Meteorologe Hans-Werner Voß vom Deutschen Wetterdienst.