Festgefrorenes Boot
© ReutersDieses Boot ist vom Eis gefangen.
Die Elbe ist für Schiffe teilweise nicht mehr passierbar. Der Flughafen London-Heathrow hat 380 Flüge gestrichen. Erneut erfroren Menschen in Osteuropa. Und schon droht ein neues Kältetief.

Bei zweistelligen Minustemperaturen hat sich auf der Elbe so viel Eis auf dem Fluss gebildet, dass von Magdeburg in Richtung Norden keine Schiffe mehr fahren können. Wie die Wasserschutzpolizei am Sonntag mitteilte, geht vom Industriehafen an nichts mehr. In der Nacht hätten sich Eisschollen zusammengeschoben und stark verdichtet. Der Fluss ist deshalb durchgehend bis nach Hamburg gesperrt. Auch die Boote der Wasserschutzpolizei müssen im Hafen liegen bleiben. Die Beamten gehen mit Streifenwagen auf Eiskontrolle.

Der Elbe-Havel-Kanal ist in voller Ausdehnung - von der Schleuse Hohenwarthe bis ins brandenburgische Wusterwitz - wegen zwölf Zentimeter dicken Eises voll gesperrt, wie der Sprecher sagte. Davon betroffen sind auch der Niegripper und Pareyer Verbindungskanal. Die Wasserschutzpolizei warnte erneut vor dem Betreten von Eisflächen. Auch wenn es bitterkalt sei, müsse das Eis noch lange nicht tragfähig sein.

380 Flugausfälle in London-Heathrow

Rund zehn Zentimeter Schnee haben erneut ausgereicht, um in Großbritannien ein Verkehrschaos auszulösen. Europas größter Flughafen London-Heathrow strich rund 380 Flüge und damit ein Drittel aller Starts und Landungen für Sonntag. Die Ankündigung erfolgte bereits am Samstag, noch bevor die erste Schneeflocke in London gefallen war. Heathrow war bereits im vergangenen Winter in heftige Kritik geraten, nachdem weniger als zehn Zentimeter Schnee den Flughafen für Tage praktisch lahmgelegt hatten.

In Birmingham mussten einige Passagiere nach Flugausfällen im Terminal übernachten. Auch auf Autobahnen und Schienenstrecken kam es am Wochenende zu erheblichen Behinderungen. Die Passagiere von Zügen im Süden Englands mussten mit Verspätungen von mindestens 30 Minuten rechnen. Auch die Londoner U-Bahn kämpfte mit Verspätungen, die mit dem Wetter erklärt wurden.
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Zahl der Toten steigt

Angesichts der frostigen Temperaturen stieg am Wochenende die Zahl der Kältetoten. In der Ukraine erfroren erneut mindestens 30 Menschen. Die Zahl der Kältetoten stieg damit auf 131 in diesem Winter. Die meisten Opfer waren Obdachlose. Im ganzen Land würden inzwischen mehr als 1800 Menschen wegen Unterkühlung und Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Im Baltikum forderten Temperaturen von unter minus 30 Grad drei Menschenleben. In Polen erfroren acht Menschen in der Nacht zum Sonntag. Landesweit kamen seit Beginn der Kältewelle somit 53 zu Tode. Insgesamt starben europaweit weit mehr als 250 Menschen, fünf davon in Deutschland.

„Dieter“ bringt neue Kälte

„Am Dienstag wird es noch frostiger“, sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach voraus. Die Nacht zum Sonntag war nach Messungen des DWD die deutschlandweit kälteste dieses Winters. Die tiefste Temperatur wurde in Oberstdorf gemessen. Dort zeigte das Thermometer minus 28 Grad an und damit ein Grad weniger als auf der Zugspitze. Der Wetterdienst Meteomedia hatte in der Nacht vom Samstag sogar minus 36,4 Grad am Funtensee gemessen. Der DWD nimmt an dem 1600 Meter hoch gelegenen See im Nationalpark Berchtesgaden allerdings keine Messungen vor.

Zwischen Brandenburg, Erzgebirge, Schwarzwald und Alpenvorland war es in der Nacht zum Sonntag vielerorts mit Temperaturen um minus 20 Grad ebenfalls klirrend kalt. Selbst das schneefreie Frankfurt am Main erreichte ein Allzeittief: minus 15 Grad. Wärmster Ort war Helgoland. Auf der Insel wurden lediglich minus 6,2 Grad gemessen.

Bis zum Dienstag soll die Wetterlage unverändert bleiben. Dafür sorgt eine Hochdruckbrücke zwischen dem russischen Kältehoch „Dieter“ im Osten und dem Azorenhoch über dem Atlantik. Sie lässt die Temperaturen am Dienstag voraussichtlich noch einmal sinken, bevor diese von Mittwoch an deutlich nach oben gehen. Ein Italientief zieht heran, das warme Luft nach Deutschland bringt. Die Temperaturen machen einen Sprung um bis zu zehn Grad. Am Niederrhein können sogar einstellige Pluswerte erreicht werden. Mit dem Temperaturanstieg beginnt es vor allem im Südosten kräftig zu schneien.

stj/dpa/AFP