Derzeit zittert Europa vor der Kältewelle. In dem Katastrophenfilm "Ice - Der Tag, an dem die Welt erfriert" erstarrt beinahe der ganze Globus. Doch wie realistisch sind solche Weltuntergangsfilme und ist die Kältewelle ein Vorbote für die nächste Eiszeit? Ausgelöst werden die aktuellen eisigen Temperaturen bei uns durch eine zufällige Klimaschwankung, erklärt Reinhard Böhm, Klimaforscher an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). "Wir frieren, weil anhaltend sibirische Kaltluft zu uns kommt", sagt Böhm gegenüber NEWS.AT.
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© APA / NeubauerWien. Schneeräumfahrzeuge sind auf der Wiener Ringstraße im Einsatz.

Die jetzige Kältewelle sei ungewöhnlich, weil sie nicht so oft vorkomme. Neu sei eine solche Situation jedoch nicht.

Nächste Eiszeit erst in einigen tausend Jahren

Die nächste Eiszeit liegt laut Böhm noch in weiter Ferne: Bis dahin vergehen nach Berechnungen zwischen 30.000 und 40.000 Jahre, so der Klimaforscher. Dabei dreht sich alles um die Sonne. "Der Anstoß für einen Klimawandel wird gesteuert durch Veränderungen der Erdbahn um die Sonne", sagt Böhm. Kleine Klimaschwankungen werden jedoch durch sogenannte Rückkopplungseffekte noch zusätzlich beeinflusst. Sie können zu Verstärkungen (positive Rückkopplung) oder zu Abschwächungen (negative Rückkopplung) von Klimaeffekten führen.

Ein Beispiel für eine positive Rückkopplung steht in Zusammenhang mit Treibhausgasen und deren temperaturabhängiger Löslichkeit. Im wärmeren Ozeanwasser lösen sich Gase schwerer, während wiederum atmosphärische Treibhausgase Erwärmung verursachen. Es kommt somit zu einer positiven Rückkopplung, erklärt der Experte.

Bei Klimaschwankungen spielen also verschiedene Faktoren eine Rolle. Fest steht allerdings, dass die nächste Eiszeit eine eher schwache wird, vergleichbar mit denen vor der Günz-Kaltzeit vor rund 450.000 bis 500.000 Jahren. "So ausgeprägt wie die drei bis vier letzten Eiszeiten wird die nächste sicherlich nicht", prognostiziert der Klimaforscher.

Film und Realität

Einen plötzlichen Klimawandel wie in Weltuntergangsfilmen schließt der Experte aus. "Von heute auf morgen geht das nicht, so etwas würde Jahrzehnte dauern", teilt er mit. Die Theorie vom erkaltenden Golfstrom, die auch im Film Ice - Der Tag, an dem die Welt erfriert vorkommt, sei nicht haltbar. Der Golfstrom enthält salzhaltiges und warmes Wasser und sorgt dafür, dass an den Küsten Westeuropas ein vergleichsweise mildes Klima herrscht.

Gelangt viel Süßwasser in den Meeresstrom, so schwächt dieser ab und es kann in Westeuropa vorübergehend kälter werden. "Um eine neue Eiszeit auszulösen, reicht eine Eisschmelze in Grönland aber bei weitem nicht aus", erklärt Böhm. Bei der letzten Eiszeit sei der gesamte Nordkanadische Eisschild geschmolzen, dazu flossen auch noch plötzlich gewaltige Mengen Süßwasser aus riesigen Seen ins Meer. Ein vergleichbares Szenario sei heute jedoch ausgeschlossen.

Für unrealistisch hält der Klimaforscher auch, dass wie in dem Film The Day after Tomorrow die Stadt New York zu Eis erstarrt. Diese Gegend sei in so einem Fall gar nicht betroffen, sondern eben Westeuropa, so der Experte. "Die Filmszenarien sind hochgespielt, in der Wirklichkeit kann so etwas nicht passieren", sagt Böhm.