Trotz eines 15-stündigen Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben bleibt das Chaos aus. Die Fahrgäste nutzen Autos und S-Bahn.

Im öffentlichen Nahverkehr der Hauptstadt ist es am Samstag durch einen Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) zu erheblichen Beeinträchtigungen gekommen. Ein Verkehrschaos blieb jedoch trotz oftmals längerer Fahrzeiten aus.

Selbst die Anreise zum Olympiastadion, wo die Fußball-Bundesligisten Hertha BSC und Borussia Dortmund gegeneinander spielten, verlief Augenzeugen zufolge ohne größere Probleme. Die S-Bahn war von dem Ausstand, der bis 19.00 Uhr andauern sollte, nicht betroffen. Ein BVG-Sprecher ging davon aus, dass der Verkehr am Abend nur langsam wieder anläuft.

Seit 4.00 Uhr rollten am Samstag früh keine Busse, U- und Straßenbahnen. Rund 5.000 Beschäftigte der landeseigenen BVG traten in den Ausstand, um ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde zu bekräftigen. Busse und Straßenbahnen blieben in den Depots oder wurden zurückgeholt. Vor den Betriebshöfen zogen Streikposten auf. Die Gitter an den 173 U-Bahnhöfen wurden verschlossen. Die Stimmung sei „sehr kämpferisch“, sagte ein ver.di-Sprecher.

Auf den Straßen verlief der Verkehr insgesamt ruhig. Nach Polizeiangaben wurden keine großen Staus oder Unfälle gemeldet. Die Zufahrtsstraßen zum Olympiastadion mussten laut Polizei aber bereits eine Stunde vor Spielbeginn gesperrt werden, weil keine Parkplätze mehr zur Verfügung standen.

Ver.di mit Streik zufrieden

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Ver.di, Lothar Andres, zeigte sich mit dem Streikbeginn zufrieden. Der Ausstand sei „gut angelaufen“. Andres bekräftigte erneut die Forderungen nach Tariferhöhungen, die den Inflationsverlust ausgleichen. Das Angebot der Arbeitgeber von insgesamt 5,1 Prozent bis 2015 hält Ver.di für unzureichend. Einen Tarifvertrag mit dreijähriger Laufzeit lehnte Andres erneut ab. Zugleich verteidigte er die Entscheidung für einen Samstag als Streiktag.

Allerdings befördert die BVG laut eigenen Angaben auch an Samstagen 1,8 Millionen Fahrgäste. Hinzu kamen diesmal neben dem Fußballspiel das Filmfestival Berlinale. Zusätzlich erschwert wurde die Lage durch Bauarbeiten am S-Bahnhof Ostkreuz, die Schienenersatz- und Pendelverkehr nach sich zogen.

Ver.di erwartet, dass der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) bei den nächsten Tarifverhandlungen am Montag ein „verhandlungsfähiges Angebot“ vorlegt. Sollte er kein Entgegenkommen zeigen, werde es weitere Streiks geben, kündigte Andres an. Die Positionen der Tarifparteien lägen „noch weit auseinander“.

Der KAV werde nicht mit einem neuen Angebot in die Verhandlungsrunde gehen, sagte eine Sprecherin. Die Arbeitgeber hofften auf die Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft. Zuvor hatten sie den Warnstreik als überzogen kritisiert. Sie verwiesen auf den engen finanziellen Spielraum des hoch verschuldeten Unternehmens und schlossen aus, über den bisherigen finanziellen Rahmen des Tarifangebots von 38,6 Millionen Euro hinauszugehen.