In Weißenfels macht sich ein Geschwisterpaar zum Spielplatz auf. Das Mädchen wird tot im Fluss entdeckt, der Bruder bleibt verschwunden.
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© dapd/DAPDRettungskräfte suchen in der Saale nach Spuren des noch immer vermissten Jungens

Weißenfels. Ein Geschwisterpaar ist in Weißenfels in Sachsen-Anhalt nicht vom Spielen zurückgekehrt - das Mädchen wurde tot in der eiskalten Saale entdeckt, der Bruder blieb zunächst verschwunden. Ein Verbrechen schließen die Ermittler bisher aus, wie Polizeisprecher Ralf Karlstedt am Sonntag in Halle sagte. Die Stadt sagte nach dem Fund der toten Fünfjährigen den Karnevalsumzug ab und organisierte eine Gedenkfeier. „Wir haben noch ein Stück weit die Hoffnung, an die wir uns alle klammern, dass wir den Jungen eventuell doch noch finden“, sagte Oberbürgermeister Robby Risch.

Die Mutter hatte ihre fünf und sechs Jahre alten Kinder am Samstagnachmittag gegen 15.50 Uhr bei der Polizei als vermisst gemeldet, weil die Geschwister nicht wie vereinbart auf einem Spielplatz waren - keine 250 Meter vom Wohnhaus entfernt. Das hatten sie nach Auskunft der 43-Jährigen gegen 15.00 Uhr verlassen.

Sofort leitete die Polizei eine umfangreiche Suchaktion ein. Kurz nach 23.00 Uhr entdeckten Beamte die bekleidete Fünfjährige nahe eines Wehrs an einem Wasserkraftwerk tot im Fluss. Von der teils mit Eisschollen bedeckten Saale, die in diesem Bereich äußerst schnell fließt, seien es bis zum Zuhause der Kinder nur wenige hundert Meter, sagte der Polizeisprecher.

Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera, Taucher, Fährtenhunde und zahlreiche Polizisten waren seither im Einsatz, um den zunächst weiter vermissten Sechsjährigen zu finden. Sie hätten bis zum Sonntagmorgen gegen 6.00 Uhr durchgehend nach dem Jungen gesucht, nach etwa eineinhalbstündiger Unterbrechung sei die Aktion dann fortgesetzt worden - mit zeitweise mehr als 170 Einsatzkräften.

„Von dem Jungen haben wir nach wie vor keine Spur“, sagte Karlstedt. Es gebe keine Hinweise, ob er wie wohl auch seine Schwester in die Saale gefallen sei, ergänzte der Weißenfelser Polizeirevierchef Mario Schwan.

Die Mutter und der Vater der Kinder leben getrennt in Weißenfels, einer 41 000-Einwohner-Stadt im Süden Sachsen-Anhalts. Nach Polizeiangaben hat die Familie neben dem Sechsjährigen und der Fünfjährigen drei weitere Kinder. Die Mutter wurde nach dem Fund des toten Mädchens psychologisch betreut.

Die Todesursache der Fünfjährigen stand zunächst nicht fest. Womöglich werde die Leiche obduziert, sagte Karlstedt. Der Polizeisprecher rechnete nicht damit, dass gegen die Mutter wegen des Verdachts der Verletzung der Aufsichtspflicht ermittelt werde, weil der Spielplatz vom Wohnhaus nicht weit entfernt sei.

Statt des geplanten Karnevalsumzugs hatte es am Sonntagnachmittag eine Gedenkfeier der Bürger in der Marienkirche der Kleinstadt gegeben. „Es ist ein Trauma“, sagte Oberbürgermeister Risch. Zwar sei denkbar, dass sich der Junge aufgrund des großen Polizeiaufgebots in der Nacht versteckt habe. „Große Hoffnung gibt es leider nicht.“

dpa