zach avery
© Screenshot The Telegraph
Er ist einer der jüngsten Fälle von Geschlechtsidentitätsstörung in England, der bislang bekannt ist und amtlich diagnostiziert wurde: Der fünfjährige Zach Avery verweigert seit seinem dritten Lebensjahr, ein Junge zu sein. Seitdem trägt er rosa Tütüs und Schleifchen in seinen langen blonden Haaren.

Über ein Jahr führt Zach schon ein Leben als Mädchen mit blonden Zöpfen und pinken Kleidern. Im jungen Alter von drei Jahren stellte er fest, dass er im falschen Körper geboren wurde. Von da an verweigerte er sein Dasein als Junge gänzlich. Der britische staatliche Gesundheitsdienst bestätigte Zach Averys Störung der Geschlechtsidentität, berichtet die britische Zeitung The Telegraph.

Geschlechts-neutrale Schul-Toiletten

Zach besucht eine Grundschule im britischen Essex, die, seit seiner offiziellen Diagnose vor einem Jahr, sogar die Toiletten in geschlechts-neutrale stille Örtchen umgebaut hat. Die Lehrer, Mitschüler und Mitschülerinnen sprechen ihn als Mädchen an. Wenn seine Störung weiter fortgeschritten sein wird, beziehungsweise Zach älter ist, könnte die „Toiletten-Situation“ weitere Probleme aufwerfen. Zach werde dann wahrscheinlich die Lehrer-WCs aufsuchen. „Wir erklärten den anderen Schulkindern, dass Zach als Mädchen glücklicher ist. Ohne mit der Wimper zu zucken, wurde das akzeptiert. Wir haben keinerlei Mobbing-Probleme mit Zach“, so die Lehrer des Jungen. In der Schule trägt er eine Mädchen-Schuluniform und Schuhe mit rosa Nähten.

Von Thomas zu Dora

Seine Mutter Theresa Avery, 32, sagt, Zach sei ein ganz normaler Junge gewesen, der ein großer Fan von Thomas, die kleine Lokomotive war. Doch gegen Ende des Jahres 2010 entschied er urplötzlich, dass er als Mädchen weiterleben möchte. „Zach drehte sich eines Tages einfach zu mir um und sagte: ‘Mama, ich bin ein Mädchen’. Ich dachte es wäre nur eine Phase und ignorierte es zuerst“, so Avery. Er fing an, sich extrem auf „Dora“ (the Explorer), eine Zeichentrick-Sendung auf dem Sender Nickelodeon, zu fixieren und Mädchenkleidung zu tragen.

Nach einer Vielzahl von Arztbesuchen, Expertenratschlägen und mehreren Monaten beim Psychologen - schließlich machten sich seine Eltern Sorgen, ganz normal sei das ja nicht - diagnostizierte ihn der britische staatliche Gesundheitsdienst NHS schließlich. Es sei sogar so schlimm geworden, dass der Junge sehr verärgert wurde, wenn man ihn als Junge bezeichnete. „Er weinte sehr oft und versuchte sogar, aus Frustration heraus seinen Pullermann abzuschneiden“, erzählt die Mutter.

Geschlechtsidentitätsstörung

Bei einer Störung der Geschlechtsidentität befindet sich der Patient in einem Zwiespalt zwischen dem körperlichen Geschlecht und dem Geschlecht, mit dem sich die Person identifiziert. „Die Experten sagten uns, dass, obwohl er einen männlichen Körper hat, sein Gehirn ihm sagt, er sei ein Mädchen“, erinnert sich die Mutter des Kindes. Zwar vermisse sie ihren Sohn, aber dieser sei so glücklich mit einem Schrank voller Mädchenkleidung und seinem rosa Zimmer. „Aber wir packen ab und an auch ein paar UnisexKlamotten in den Schrank, nur für den Fall, dass sie doch mal Anklang finden“, so Theresa.

Die Spezialisten der Tavistock and Patman Foundation in London - die offizielle Behörde für Geschlechtsidentitätskrisen - die auch Zachs Störung feststellte, geben bekannt, dass rund 165 Kinder allein in diesem Jahr in England diese Störung aufweisen - Tendenz steigend. Aber im Jahr 2011 seien nur sieben davon jünger als fünf Jahre gewesen. Sie machen es nicht zu ihrer Aufgabe, das Endergebniss vorherzusagen, sondern die jungen Individuen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und und ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich offen über ihre Gefühlee gegenüber ihrem Geschlecht auszudrücken