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© dapdHartmut Semken
Berlin - Der Chef der Berliner Piratenpartei, Gerhard Anger, hat sich wegen Überlastung nicht noch einmal für das Amt des Vorsitzenden beworben. Anger kündigte auf dem Landesparteitag überraschend an, nicht wieder antreten zu wollen. Nach Angaben eines Parteisprechers begründete er dies mit der hohen emotionalen Belastung des vergangenen Jahres, in dem er sich "total aufgebraucht" habe. Er brauche deshalb eine Auszeit, sagte der 36-Jährige, der den Angaben zufolge von den Parteimitgliedern mit langem Applaus verabschiedet wurde.

Zu Angers Nachfolger wurde am Samstag Hartmut Semken gewählt. Der Diplomingenieur setzte sich gegen drei Mitbewerber durch. Anger, Geschäftsführer einer IT-Firma, hatte seit Anfang 2011 an der Spitze der Berliner Piraten gestanden. Diese erhielten bei der Berliner Senatswahl im vergangenen Herbst 8,9 Prozent der Stimmen und zogen als erster Piraten-Landesverband überhaupt in ein Landesparlament ein. Belastet wurde das Klima bei den Berliner Piraten zuletzt durch Vorwürfe des Datendiebstahls und der Erpressung. Wegen der Affäre laufen derzeit Parteiausschlussverfahren gegen zwei Mitglieder.

Anger ist nicht der erste führende Piratenpolitiker, der sich unter Verweis auf hohe Belastung zurückzieht: Ende Januar hatte die politische Geschäftsführerin Marina Weisband ihren Rückzug aus dem Bundesvorstand aus gesundheitlichen Gründen angekündigt. Weisband erhielt nach eigenen Angaben wegen ihres jüdischen Glaubens Hassmails von Rechtsextremisten.

AFP