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Stanford/ USA - Ungleich jenen Planeten, die innerhalb eines Planetensystems ein Zentralgestirn umkreisen, gibt es auch Planeten, die ungebunden an einen Stern die Weiten des Alls durchstreifen (...wir berichteten, s. Links). Eine neue Studie von US-Astrophysikern kommt nun zu dem Schluss, dass es in der Milchstraße deutlich mehr dieser "sonnenlosen Planeten" als Sterne geben könnte und diese Anzahl bisherige Schätzungen noch deutlich übersteigt. Sogar Leben halten die Forscher auf diesen "Nomaden-Planeten" für möglich und spekulieren darüber, ob das Leben selbst nicht sogar von diesen Einzelgängern stammt.

Nachdem schon im vergangenen Jahr Astronomen vermutet hatten, dass es in der Milchstraße mehr Einzelgänger-Planeten als Sterne geben könnte, kommen die Wissenschaftler um Louis Strigari und Roger Blandford vom Kavli Institute for Particle Astrophysics and Cosmology (KIPAC), einem gemeinschaftlichen Forschungsinstitut der Stanford University und des SLAC National Accelerator Laboratory in ihrer aktuellen Studie zu der Einschätzung, dass die Anzahl der Planeten die der Sterne in unserer Galaxie sogar um das 100.000-fache übersteigen könnte.

Die Bestätigung dieser Schätzung durch tatsächliche Beobachtungen hätte, so die Forscher, gravierende Auswirkungen auf bisherige Theorie über die Entstehung und Entwicklung von Planeten und "könnte unser Verständnis des Ursprungs und der Fülle des Lebens im Universum verändern".

"Vorausgesetzt, solche Nomaden-Planeten sind groß genug, um eine dichte Atmosphäre zu binden, so könnten sie auch genügend Wärme gespeichert haben, damit auf ihnen zumindest bakterielles Leben existieren könnte", so Strigari. Diese Wärme könne zwar nicht von einem Muttergestirn, jedoch durch radioaktiven Zerfall und tektonische Aktivität erzeugt werden.

Während mittlerweile mehr als 500 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt und bestätigt werden konnten, umkreist doch der Großteil dieser Welten ferne Sterne. Doch alleine im vergangenen Jahr entdeckten Astronomen rund ein Dutzend großer Einzelgänger-Planeten.

Alleine auf jeden einzelnen typischen Hauptreihensterne in unserer Galaxie kommen, so vermuteten die Forscher 2011, in etwa zwei Nomaden-Planeten (...wir berichteten). Die neue Studie schätzt die Anzahl der sonnenlosen Planeten nun hingegen auf das bis zu 50.000-fache dieser Zahl.

Auf diese, wie die Forscher um Strigari selbst eingestehen, "astronomischen Summe" kommen die KIPAC-Wissenschaftler durch das Miteinbeziehen der gravitativen Anziehung der Milchstraße selbst, der zur Verfügung stehenden Menge von Materie für die Entstehung solcher Objekte sowie der Art und Weise, wie diese Materie sich selbst zu Objekten zusammenfindet, deren Größe die des Pluto bis hin zu der des Jupiters reichen kann. Vor dem Hintergrund, dass bislang noch niemand genau weiß, wie sich solche Planeten überhaupt bilden, sei diese Studie und ihre Schlussfolgerungen zwar schwierig gewesen, doch lägen bisherige Untersuchungen die Vermutung nahe, dass nicht alle dieser Einzelgänger-Planeten auf die gleiche Weise entstanden sein können.

Eine Bestätigung ihrer Schätzungen erwarten die Wissenschaftler indes nicht vor 2020, wenn mit der nächsten Generation von Teleskopen, vor allem dann auch kleinere Exemplare dieser Planetenklasse entdeckt werden können.

Sollten derartige Beobachtungen dann die Schätzungen der Studie bestätigen, so sollte es auch immer wieder zu Kollisionen dieser Planeten miteinander und mit anderen Himmelsobjekten gekommen sein und kommen, wodurch auch die Saat möglichen Lebens auf diesen Planeten ins All getragen worden sein könnte.

"Jetzt können wir die Frage nach der Herkunft des Lebens auf einer neuen quantitativen Grundlage stellen, geraden wenn wir uns Fragen, ob dieses Leben nicht auch mit anderen Himmelskörpern im All verteilt werden könnte", so Blandford. Die Studie des KIPAC soll in einer zukünftigen Ausgabe des Fachjournals Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht werden.

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / stanford.edu