Was wurde übersehen? Das fragen sich die Ärzte in einem Bremer Klinikum, nachdem dort erneut zwei Frühchen gestorben sind. Bereits 2011 kamen dort drei Babys durch multiresistente Keime ums Leben. Nun wird die Station geschlossen.
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In Bremen sind wieder zwei Frühchen im Klinikum Mitte gestorben. Die Landesregierung schließt die betroffene Intensivstation. Der Geschäftsführer der Klinik wird unbefristet freigestellt, teilte Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Mittwoch mit. Die Babys starben an Blutvergiftung. Ob ein direkter Zusammenhang mit den erneut aufgetretenen resistenten Keimen besteht, war zunächst unklar. Bei beiden könne man noch nicht sagen, ob die Bakterien, die nachgewiesen wurden, die Todesursache seien, so die Senatorin. Beide Kinder werden gerichtsmedizinisch untersucht, die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet.

Nach Informationen von Radio Bremen soll es sich um zwei frühgeborene Mädchen handeln. Ein Kind sei durch eine Notoperation zur Welt gebracht worden und von Anfang an sehr krank und schwach gewesen. Das zweite Baby sei in der 36. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen.

Im vergangenen Jahr waren drei Neugeborene an Infektionen mit den Bakterien gestorben und mehrere schwer erkrankt. Die Neugeborenen-Intensivstation der Klinik war daraufhin vorübergehend für Desinfektion und Umbau geschlossen worden.

Ende vergangener Woche waren dann erneut die multiresistenten Darmkeime bei drei Frühchen auf der Station nachgewiesen worden, sie erkrankten aber nicht daran. Nach dem erneuten Nachweis des genetisch identischen Keims hatte die Senatorin am vergangenen Freitag zunächst einen Aufnahmestopp verhängt. Jetzt muss die Station an ein anderes Krankenhaus verlegt werden.

Am Dienstag war bekanntgeworden, dass der gefährliche Keim bereits mindestens seit 2009 in der Klinik vorhanden war. Ein spezialisiertes Labor in Bochum hatte eine aufbewahrte Probe aus diesem Jahr untersucht und die genetische Übereinstimmung mit den aktuellen Klebsiella-Bakterien bestätigt. Auch seien erst jetzt in den Akten weitere ältere Klebsiella-Fälle gefunden worden. Jürgens-Pieper zeigte sich sehr verärgert. Sie habe den verantwortliche Hygieniker von seiner Aufgabe entbunden.

Ein Untersuchungsausschuss des Landtages befasst sich mit der Aufarbeitung der Vorfälle. Die Abgeordneten setzten die weitere Zeugenbefragung nach den jüngsten Ereignissen aus. Die CDU beantragte eine Erweiterung des Untersuchungsauftrags. CDU und LINKE kritisierten die Leitung des Krankenhausverbunds und die Gesundheitssenatorin scharf. Die Wiedereröffnung der Intensivstation sei möglicherweise voreilig gewesen. CDU-Gesundheitsexperte Rainer Bensch forderte, die Geschäftsführung des Klinikums und des Klinikverbunds Gesundheit Nord auszutauschen.

dpa