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© Jeremy P. Tarcher/PenguinIllustration des Buchumschlag von Wonders in the Sky von Vallée und Aubeck".
Tempe/ USA - Die Geschichte von scheibenförmigen Flugobjekten, die der Armee Alexander des Grossen zur Hilfe gekommen sein sollen und die heute zweifelsohne als "UFOs" bezeichnet werden würden, zieht sich gerade durch die Literatur der "Prä-Astronautik", die von frühzeitlichen Besuchen und Eingriffen außerirdischer Intelligenzen in die Geschichte der Menschheit überzeugt ist und nach Beweisen für diese Theorie sucht. In einem aktuellen Artikel hat der investigative UFO-Forscher J. Antonio Huneeus die bisherige Such nach den tatsächlichen Historischen Quellen zusammengefasst - eine Arbeit, die sich diese Geschichte immer wieder aufs Neue kolportierenden Autoren offenbar nie gemacht hatten. Wie schon zuvor andere namhafte Autoren kommt auch er zu dem Fazit: Es gibt keine historischen Belege für dieses Szenario. Stattdessen finden sich jedoch Quellen, die die Geschichten in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Wie Huneeus, der selbst alles andere als ein eingefleischter UFO-Skepitker ist, in seinem Artikel "Deconstructing the Alexander the Great UFO story" auf "OpenMinds.tv" erläutert, stammt die erste Erwähnung des Vorfalls aus Frank Edwards 1959 veröffentlichtem Buch Stranger than Fiction (1908-1967). Dieser schrieb damals im Kapitel "Spies in the Sky" (Spione am Himmel): "Alexander der Große war nicht der erste der sie sah, noch war er der erste, den sie verstörten. Er berichtet über zwei merkwürdige Fluggeräte, die immer wieder auf seine Armee herabstießen, bis die Kriegselefanten, Männer und Pferde in Panik gerieten und sich weigerten, den Fluss, an dem sich dies zugetragen hatte, zu überqueren (s. Abb.). Wie sahen diese Geräte aber aus? Alexanders Historiker beschriebt sie als große leuchtend-silbrige Schilde, aus deren Rändern Feuer stieß... Geräte, die aus den Himmeln kamen und auch wieder in den Himmeln verschwanden."

Eine zweite Variante einer UFO-Sichtung durch die Armeen Alexanders wurde, so Huneeus, 1966 von dem italienischen UFOlogen Altero Fenoglio in dessen Artikel “Cronoistoria su oggetti volanti del passato - Apunti per una clipeostoria” (Chronologische Geschichte fliegender Objekte in der Vergangenheit - Anmerkungen über die Geschichte von Schilden) im Magazin "Clypheus" veröffentlicht (#9, 1st Semester 1966). Ebenso wie Edwards, so macht auch Fenoglio keine Angaben zur eigentlichen historische Quelle, was dazu führte, dass seine Version durch den Prä-Astronautik Autoren Paymond Drake in dessen Buch "Gods and Spacemen in Greece and Rome" (Götter und Raumfahrer im alten Griechenland und Rom) ins Englische übersetzt wurde.

Gemeinsam mit der Wiederholung von Edwards Version, erläutert Drake darin, dass sich Fenoglio auf Aufzeichnungen des Historikers Johann Gustav Droysen berufe, der schon im 19. Jahrhundert folgende Informationen über die Besatzung der Stadt Tyros durch die Makedonier im Jahre 332 vor Christus zu berichten wusste:
Die Festung wollte nicht fallen, ihre Mauern waren 50 Fuß hoch und so solide gebaut, dass keine Belagerungsmaschine die beschädigen konnte. (...) Eines Tages erschienen plötzlich über dem Lager der Makedonier drei dieser als 'fliegende Schilde' bezeichneten Geräte, die in Dreiecksformation flogen und von dem größten angeführt wurden während die beiden kleineren (fliegenden Schilde) nur halb so groß waren wie dieses. Insgesamt waren es (schlussendlich) fünf. Der unbekannte Chronist berichtet, dass sie langsam über Tyros kreisten, während Tausende Krieger auf beiden Seiten innehielten und sie erstaunt beobachteten. Plötzlich kam aus dem Größten dieser Schilde ein Blitz, der in die Mauern (der Stadt) einschlug und diese zerstörte. Weitere Blitze folgten und die Mauern und Türme zerfielen, als wären sie nur aus Schlamm gebaut. Nun war der Weg für die Besatzer offen, die wie eine Lawine die Trümmer der Festungsmauern überrannten. Die 'fliegenden Schilde' schwebten weiterhin über der Stadt bis diese vollständig gestürmt und eingenommen war. Erst dann verschwanden sie eilig nach oben und verschwammen schon bald mit dem blauen Himmel.
Schon hier merkt Huneeus an, dass die angeblich zitierte historische Quelle sich auffallend moderner Sprachelemente bedient und gibt zu bedenken: "Sollte diese Geschichte wahr sein und 'fliegende Schilde' tatsächlich eine derart ausschlaggebende Rolle in einer historisch bedeutsamen Schlacht gespielt haben, so wäre zu erwarten, diesen Umstand auch etwa bei Plutarch, Quintus Curtis und anderen Historikern der Antike, die alle ausführlich über Alexander den Großen berichtet haben, erwähnt zu finden - und doch finden sich keinerlei vergleichbare Beschreibungen."
alexander der große
© Public DomainArchiv: Alexander im Schlachtgetümmel, Detail der Alexanderschlacht-Mosaiks (Pompeji, ca. 150-100 v. Chr.).

Auch bei Droysen selbst konnte der Autor keine Hinweise auf die ihm zugeschriebene Schilderung finden. Zwar beschreibe dieser, wie die griechische Armee die Mauern von Tyros mit schwersten Katapulten beschoss, bis diese endgültig einstürzten. Von den fliegenden Schilden sei jedoch keine Rede, so Huneeus: "Fenoglios Geschichte entbehrt also jeglicher glaubhafter historischer oder moderner Grundlage."

Allerdings ist Huneeus nicht der erste Forscher der zu diesem Ergebnis kommt, Schon zuvor hatten sich auch der langjährige Herausgeber des Fachmagazins Flying Saucer Review, Gordon Creighton, der Schweizer UFO-Forscher Bruno Mancusi, sowie Jacques Vallée und Chris Aubeck auf die Suche nach den historischen Quellen für Alexanders UFO-Sichtungen gemacht - ebenfalls ohne Erfolg.

Letztere Autoren kommen in ihrem Buch Wonders in the Sky - Unexplained Aerial Objects from Antiquity to Modern Times zu dem Schluss, dass "solange keine Originalquelle ausfindig gemacht werden kann, die Vermutung nahe liegt, dass Alexanders Armee lediglich feurige Projektile oder eine Art flammender Waffe beobachtet hatten."

Allerdings entdeckte der Historiker Yannis Deliyannis in den Berichten der Historia Alexandri Magni (lib. IV, cap. V) des Historikers Quintus Curtius Rufus eine Beschreibung einer Verteidigungsmethode der Tyrer: In starken Feuern hatten diese Bronzeschilde erhitzt, diese dann mit Sand und kochenden Exkrementen gefüllt und von den Mauern auf ihre Feinde herabgeschleudert. Keine ihrer Abschreckungswaffen erzeugte demnach bei den Angreifern größere Furcht, da der heiße Sand durch die Panzerung ihrer Brustplatten bis auf den Körper drang und auch nicht wieder heraus- und abgeschüttelt werden konnte bevor er nicht alles verbannte, womit er in Berührung kam. Derart getroffen, warfen die Soldaten ihre Waffen und Panzer von sich und waren so den Angreifern wehrlos ausgesetzt.

"Diese Schilderung kommt Fenoglios 'fliegenden Schilden' so nahe wie keine andere bislang entdeckte Quelle", resümiert Deliyannis in dem in seinem Blog "Chronicon Mirabilium" veröffentlichten Artikel. "Ich glaube, dass diese Passage des Quintus Curtius die Vorlage für Fenoglios Version ist, sei dies absichtlich oder aufgrund eines Missverständnisses des Originaltextes oder einer falschen Übersetzung passiert."

Auch für die "silbernen Schilde" der erstgenanten vermeintlichen UFO-Begegnung findet Deliyannis eine mögliche Erklärung, wenn er auf eine Eliteeinheit in Alexanders Armee verweist, die ihren Namen zu Beginn des Indienfeldzuges Alexanders in "Argyraspiden" - also "Silberschilde" - änderte und fortan ihre Schilde mit Silber verzierten.

Den vollständigen Artikel von Antonio Huneeus finden Sie HIER

openmind.tv / grenzwissenschaft-aktuell.de / deliyannis.blogspot.com