Kaiserslautern/Weilerbach - Der Todesschütze aus der Arztpraxis in der Pfalz war nach Erkenntnissen der Ermittler psychisch krank.
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© Joachim Ackermann/DPAEinsatzfahrzeug der Feuerwehr vor der Arztpraxis.

Der 78-jährige Rentner, der am Montag in Weilerbach zwei Ärzte in ihrer Praxis erschoss und sich danach das Leben nahm, litt offenbar unter Verfolgswahn, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Bleh am Dienstag in Kaiserslautern. Er hatte zuvor Nachbarn beschuldigt, «ihn durch Geräte zu bestrahlen». In seinem Haus hortete er den Angaben zufolge Waffen und sicherte das Gebäude mit einer Stromfalle vor Eindringlingen. Die Ärzte, die er tötete, hatten ihn zuvor wegen einer Krebserkrankung behandelt.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der in Scheidung lebende Rentner die Schüsse geplant. Dennoch rätselten die Fahnder auch am Tag nach dem Drama über das genaue Motiv. In der Praxis, wo er wegen eines Kehlkopfkrebs behandelt wurde, war der 78-Jährige als freundlich bekannt. Er soll ein gutes Verhältnis zu den Medizinern gehabt haben, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Bleh. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass er mit der Behandlung unzufrieden gewesen sei. Die anderen Patienten im Wartezimmer hätten berichtet, dass sich der 78-Jährige am Montag über eine zu lange Wartezeit beschwert habe.

Den bisherigen Ermittlungen zufolge kam der Mann am Montag gegen 16.00 Uhr in die Praxis, bezahlte die Gebühr von zehn Euro und setzte sich ins Wartezimmer. Er soll zwei Waffen dabei gehabt haben, die er in der Tasche versteckt hatte. Als er aufgerufen wurde, ging er in das Behandlungszimmer und schoss gezielt auf den 46-jährigen Mediziner. Ein weiterer Arzt, der Onkel des Schwerverletzten und eine Arzthelferin, eilten den Erkenntnissen zufolge zu Hilfe und wurden ebenfalls getroffen. Der 63-jährige Mediziner und sein Neffe starben in der Praxis. Die Assistentin wurde verletzt, wie Einsatzleiter Hans Maaßen berichtete.

Erst einem weiteren Arzt gelang es, den Täter zu entwaffnen. Dieser flüchtet daraufhin in sein etwa zwei Kilometer entferntes Haus und nahm sich dort das Leben. Zuvor schoss der 78-Jährige noch auf die Polizei, die vor seinem Haus eintraf. Ein Schuss streifte einen Beamten. Die Einsazkräfte stürmte kurz vor 18.00 Uhr das Haus, wo sie die Leiche und einen kurzen Abschiedsbrief fanden. «Ich will kein Grab. Ich will verbrannt werden, aber ich will keine Urne. Es sollen keine Erinnerungen übrig bleiben», heißt es in dem Schreiben.

Zudem beschlagnahmte die Polizei neun Waffen, sechs Langwaffen und drei Pistolen. Einen Waffenschein oder Besitzkarten hatte der Mann nach Angaben der Ermittler nicht. Strafrechtlich sei er bisher nicht in Erscheinung getreten.

Bleh berichtete, Nachbarn beschrieben den Mann als «schwierig und zunehmend verwirrt». Es sei mehrfach zu Streitigkeiten wegen Kleinigkeiten gekommen, etwa wegen einer Hecke im Garten. Der Mann habe auch behauptet, seine Nachbarn attackierten ihn mit Strahlen, deshalb habe er Herzrasen und Schweißausbrüche - und könne nicht mehr in seinem Haus wohnen, berichtete Oberstaatsanwalt Hans Bachmann. Mehrmals musste deshalb die Polizei anrücken, zuletzt im Februar.

Laut Staatsanwaltschaft litt der Rentner möglicherweise unter einer wahnhaften Persönlichkeitsstörung. Den Verdacht hätten auch die Polizisten gehabt und deshalb den sozial-psychologischen Dienst eingeschaltet. Es soll auch Hausbesuche gegeben haben. Die Nacht vor der Tat soll der 78-Jährige in einem Hotel verbracht haben. Der «unvorstellbare Gewaltausbruch» sei aber nicht vorhersehbar gewesen, sagte Bleh. Die Ermittler wollen weiter Nachbarn und Menschen aus dem Umfeld der Praxis befragen, um das Motiv aufzuklären.

dpa