Essen. Der Nachrichte über vermeintlich neu entdeckte Gefahren durch Hüftprothesen der Firma DePuy widerspricht nun das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Die Risiken seien seit Jahren bekannt. Betroffene Patienten befänden sich in Nachsorgeverfahren.
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Ein neuer Medizin-Skandal? Von wegen: Einen Tag nachdem die Nachricht von einer vermeintlichen neuen Gefahr durch Hüftprothesen der Firma DePuy Orthopaedics über den Agenturticker rauschte, gibt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) offiziell Entwarnung. Es stimme zwar, dass besagte Prothesen potenziell riskant seien. Das jedoch sei - im Widerspruch zu den aktuell zitierten Berichten von Fach- und Tagesmedien - bereist seit 2010 bekannt, so Maik Pmmer, Sprecher des Bundesinstituts. Und: Die entsprechenden Prothesen seien seit jenem Zeitpunkt vom Markt.

Vor 2010 habe es bei etlichen Patienten Brüche der künstlichen DePuy-Hüften gegeben. So sei man auf das Problem aufmerksam geworden, sagt Pommer. Und damals habe man auch die potenzielle Gefahr durch Metallabrieb entdeckt. Ärzte, Patienten und Kliniken seien informiert, für Betroffene gebe es ein Nachsorgeprogramm mit regelmäßigen Untersuchungen.

Die britische Gesundheitsbehörde MHRA betreibt seit 2004 eine Expertengruppe, die sich mit den Risiken der Prothesen beschäftigt, heißt es aus dem BfArM. Diese habe nun eine Verlängerung des Nachsorgeprogramms empfohlen. Aber nicht wegen neu entdeckter Gefahren, betont Sprecher Maik Pommer. Sondern lediglich, um sicher zu gehen.

Dass diese Mitteilung womöglich missverstanden oder überinterpretiert wurde, scheint dem BfAM-Sprecher in gewissem Maße sogar verständlich: "Nach dem PIP-Skandal sind die Leute besonders sensibel für mögliche Gefahren durch Implantate."
Hier finden Sie das Rückrufschreiben zu den DePuy-Produkten aus dem Jahr 2010 mit umfassenden Informationen für Ärzte wie auch Patienten.