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© DPA/DPADer israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einer Kabinettssitzung: Ist im Atomstreit mit dem Iran ein frühzeitiger Militärschlag die bessere Lösung?
Viele befürchten aktuell einen Alleingang Israels gegen den Iran. Wäre ein Ende mit Schrecken einem weiteren Hinauszögern vorzuziehen?

Die grimme Frage, ob, wie oder wann man Teherans atomare Aufrüstung mit Gewalt verhindern könnte, beschäftigt Eingeweihte und Beobachter in der freien Welt. Allmählich gewinnt die These, dass ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen wäre, die Oberhand.

Das Schreckensszenario einer panikartigen allgemeinen atomaren Aufrüstung in den Krisenherden des Nahen Ostens erschüttert weite Kreise. Viele befürchten einen Alleingang Israels, und selbst dort gibt es verschiedene Nuancen eines Interventionswillens. Aber in einem Punkt ist man sich einig: Eine existenzielle Entscheidung muss im Lande selbst getroffen werden.

Erinnerungen an Briefwechsel zwischen USA und Israel 1944

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu las vor 15.000 Anhängern in Washington einige Sätze aus einem Briefwechsel zwischen dem Jüdischen Weltkongress und der US-Regierung aus dem Jahre 1944 vor. Der kurze Brief war eine Bitte, das neu entdeckte Vernichtungslager von Auschwitz schnellstmöglich zu bombardieren.


Kommentar: Ist das eine emotionale Trumpfkarte? Sich auf die Opfer des 2. Weltkrieges zu berufen, um neue Opfer zu bringen, dass heißt Legitimation?


Fünf Tage später kam die Antwort: „Eine solche Operation könnte nur durch das Abzweigen von beträchtlicher Luftunterstützung durchgeführt werden, die entscheidend zum Erfolg unserer Streitkräfte andernorts nötig ist; es wäre auf jeden Fall von zweifelhafter Wirkungskraft und würde daher nicht die Nutzung unserer Ressourcen rechtfertigen. Ein solcher Einsatz würde noch rachsüchtigere Akte seitens der Deutschen provozieren.“

Die Gräuel gegen die Juden sollten nicht so publik gemacht werden

Tatsächlich waren die Alliierten in der Endphase des Zweiten Weltkriegs beflissen, die Gräueltaten gegen Juden in Europa nicht zu sehr publik zu machen. Denn in London und Washington wollte man die Befürworter eines unabhängigen jüdischen Staates in Palästina nicht unterstützen. London hatte seit 1939 die Einwanderung nach Palästina gesperrt.

Ich erinnere mich, dass ich als Kommentator für die BBC am Kriegsende eine politische Direktive „von oben“ erhielt, nicht zu ausführlich von den Grausamkeiten in den sich öffnenden Vernichtungslagern zu berichten.

Es gibt gewisse Parallelen zu der gegenwärtigen Krise in Syrien. Das lange Zögern bei der Behandlung brutaler Regime, mit denen man auf lange Sicht nicht in Frieden leben kann, verstärkt nur menschliches Leiden. Die Schwäche der Demokratien entmutigt diejenigen, die nach Freiheit streben, und es ermutigt zugleich schwankende Regime, neue Sonderwege einzuschlagen.