Immenhausen / Grebenstein. Der Acker, auf dem er im Herbst Winterweizen ausgesät hat, macht einen trostlosen Eindruck. „Hier ist nichts mehr zu machen“, sagt Wolfgang Kersting beim Blick auf die abgestorbenen Pflänzchen, die das Feld bedecken. Die Kahlfröste im Februar, als das Hoch „Dieter“ mit sibirischer Kälte auf die ungeschützten Flächen traf, haben der Wintersaat den Garaus gemacht.
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„Wir können uns alle nicht daran erinnern, dass es so etwas schon mal gegeben hat“, sagt Kersting. Von den 70 Hektar Weizen, die der Immenhäuser Landwirt Ende September/Anfang Oktober bestellt hat, ist die Hälfte verfroren. Der Frost kam voll in die gerade ansetzende Wachstumsphase.

Für den Ackerbauer bedeutet das auch einen herben finanziellen Verlust. So hat er im Herbst zwischen 300 und 400 Euro pro Hektar in Bodenbearbeitung, Saatgut und Pflanzenschutz investiert. Wenn er nun seine Felder noch einmal umbrechen muss, kommen noch einmal etwa 200 Euro Kosten für die Neubestellung hinzu.

Knappes Saatgut

Als ein zusätzliches Problem erweist sich nun allerdings, dass das Saatgut knapp geworden ist. Weil tausende von Landwirten in Europa vor dem gleichen Problem stehen wie Wolfgang Kersting, kann der Saatguthandel der Nachfrage kaum Herr werden. Darauf, dass plötzlich so viel Sommersaat gebraucht wird, war niemand eingestellt. Denn das im Frühjahr zu säende Sommergetreide hat in den vergangenenen Jahren eine immer kleiner werdende Rolle in der Fruchtfolge eingenommen. Inzwischen wird es nur noch auf ein bis zwei Prozent der Flächen angebaut, sagt Ralph Desel vom Kreisbauernverband in Hofgeismar. „In diesem Jahr brauchen wir aber für fünf bis sechs Prozent der Flächen Sommersaat.“

Der Grund für die Zurückdrängung der sogenannten Sömmerung ist einfach: Während der normale Hektarertrag für Winterweizen bei etwa neun Tonnen liegt, sind es bei Sommerweizen fast zwei Tonnen weniger.

Schläge auf der Kippe

Ist für Wolfgang Kersting klar, dass er sein Feld in der Immenhäuser Gemarkung wird umpflügen und neu bestellen müssen, so stehen andere Schläge noch auf der Kippe. Wenn das Wetter mild bleibt und sich keine Nachtfröste mehr einstellen, könnten sich hier und da die Weizen- und die in geringerem Umfang betroffenen Gerstenbestände doch noch regenerieren. Hier müssen die Landwirte in diesen Tagen entscheiden, was sie machen: Umpflügen oder Mindererträge der Wintersaat hinnehmen und dabei hoffen, dass es nicht ganz so schlimm wird. „Diese Entscheidung“, sagt Ralph Desel, „kann einem keiner abnehmen.“

Wolfgang Kersting indes will intensiv darüber nachdenken, ob er in den kommenden Jahren vermehrt robustere Getreidesorten anbaut - Roggen oder Triticale zum Beispiel.