Es kann für Rinder, Ziegen und Schafe gefährlich werden - und ist nur etwa 100 Nanometer groß: Das Schmallenberg-Virus bahnt sich seinen Weg durch Europa. Nun ist klar, welche Tiere die Erreger übertragen.

Antwerpen/Riems - Belgischen Wissenschaftlern ist es gelungen, die Überträger des für Rinder, Ziegen und Schafe gefährlichen Schmallenberg-Erregers zu identifizieren. Das Virus verursacht während der Tragzeit schwere Missbildungen bei Föten. Die Lämmer und Kälber werden jetzt geboren. Die Muttertiere hatten sich im Sommer und Herbst 2011 infiziert.

Überträger seien Mückenarten, die auch die vor fünf Jahren grassierende Blauzungenkrankheit übertragen haben, teilte das Institut für Tropenmedizin in Antwerpen mit. Der Erreger sei in den Gnitzen-Arten Culicoides obsoletus, C. dewulfi und C. pulicaris nachgewiesen worden - drei der fünf Arten, die auch die Blauzungenkrankheit übertrugen.

Die Erkrankung war im November 2011 erstmals bei Tieren aus dem kleinen Ort Schmallenberg von Forschern des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) beschrieben worden. Das Virus gehört zur Gattung der Orthobunyaviren. Andere Erreger aus dieser Gruppe wie Shamonda und Akabane - oder auch der Blauzungenerreger - werden ebenfalls von Stechmücken übertragen.

FLI-Forscher hatten das Virus auch erstmals sichtbar gemacht. Der Erreger ist nur etwa 100 Nanometer, also 100 Millionstel Millimeter, groß. Es handelt sich um einen membranumhüllten Partikel, in dem drei Segmente der Erbinformationen sichtbar sind.

In Deutschland wurde der Schmallenberg-Erreger nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) inzwischen in 980 Betrieben nachgewiesen. Er führt während der Trächtigkeitsphase zu starken Missbildungen bei den Föten sowie Totgeburten. Der Erreger ist in mindestens sieben europäischen Ländern aufgetreten.

Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit EFSA prognostiziert laut EU-Kommission einen Rückgang der Ansteckungen bei Wiederkäuern. Zu erwarten sei aber, dass die Zahl der missgebildeten Kälber infolge des Virus zunächst noch steigt. Man müsse dieses Virus genau so wie andere behandeln, zusätzliche EU-Veterinärmaßnahmen seien nicht nötig.

chs/dpa