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© Oliver Berg/DPADie Ölkonzerne nutzten die Krise zu einem Gewinnsprung
100 Millionen Euro pro Monat mussten die Deutschen laut einer Studie seit November beim Tanken zusätzlich zahlen. Nicht nur, weil das Rohöl so teuer ist, sondern weil die Konzerne abkassieren.

Autofahrer argwöhnten schon immer, dass die Mineralölkonzerne ihre Marktmacht zu ungerechtfertigten Preissteigerungen ausnutzen. Offenbar haben sie Recht: Unter dem Deckmantel steigender Rohölpreise und der Irankrise haben die Mineralkonzerne ihre Gewinne massiv erhöht. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Hamburger Experten für Energiemärkte und Energierohstoffpreise, Steffen Bukold. Allein die zusätzlichen Krisengewinne sollen die deutschen Autofahrer jeden Monat 100 Millionen Euro kosten.

Kein Wunder, dass die Autofahrer sauer sind. Preissteigerungen wie in den letzten drei Monaten lassen sich mit sparsamer Fahrweise nicht ausgleichen. Eine Alternative wäre nur das Stehenlassen des Gefährts. Das schont die eigene Kasse und trifft auch die Konzerne. Die Frage lautet daher: Ab welchem Benzinpreis würden Sie aufs Auto verzichten? Machen Sie mit bei unserem Voting.

Die Tricks der Konzerne

Und so hat die Mineralölwirtschaft laut der neuen Studie, die von der Grünen-Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben wurde, die Krise ausgenutzt: In den vergangenen drei Monaten ist der Preis für Superbenzin um 11,3 Cent pro Liter gestiegen. Nur 6,6 Cent pro Liter ließen sich "durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Wechselkurs Euro/Dollar erklären", heißt es in der Studie. 4,7 Cent hätten die Konzerne somit einfach aufgeschlagen. Die Bruttomarge der Mineralölwirtschaft für Superbenzin (Tankstellenpreis minus Rohölpreis) wuchs zu Lasten der Tankstellenkunden kontinuierlich von 11,52 auf 16,25 Cent, also um 41 Prozent - bei gleichbleibenden Kosten der Konzerne. Bei einem Absatz von 2,1 Milliarden Liter Superbenzin ergibt sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat.

Keine Konkurrenz in Deutschland

Hier zeigt sich exemplarisch, was passiert, wenn es nicht genug Wettbewerb gibt. Denn bei sprunghaft steigenden Einkaufspreise sorgt Konkurrenz zunächst dafür, dass der Verkäufer auf einen Teil seines Gewinnes verzichten muss, da er die Preise nicht so einfach an die Kundschaft weiterreichen kann. Nicht so an den Tankstellen, meint Energieexperte Bukold: Der Mineralölbranche sei es nicht nur gelungen, die steigenden Rohstoffkosten in vollem Umfang weiterzugeben, sondern sie hätten die Margen in dieser Zeit sogar noch erhöht.

Karin Retzlaff vom Verband der Mineralölwirtschaft weist den Vorwurf der "Abzocke" und des mangelnden Wettbewerbes zurück. Sie weist darauf hin, dass für die Preisbildung an der Tankstelle nicht der Rohölpreis, sondern die Produktpreise für Benzin und Diesel in Rotterdam entscheidend sind. Sie markierten das europäische Preisniveau. "Im fraglichen Zeitraum haben sich diese Preise netto um 12 Cent pro Liter erhöht - inklusive Steuern sind das 14,5 Prozent. Ein zusätzlicher Aufschlag von 4,7 Cent für den deutschen Markt ist da nicht drin." Außerdem habe das Raffineriegeschäft in Deutschland hat eine lange Durststrecke hinter sich. In den letzten Jahren sei es zu Schließungen und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Gekommen. "Eine etwas auskömmlichere Situation in den letzten Monaten führt dann noch lange nicht zu großen Gewinnen."

Bukold weist auch daraufhin, dass diese Sondergewinne nur ein Nebeneffekt der Rekordpreise, aber nicht deren Ursache sind. Rohöl werde immer knapper und teurer. Jede Störung in der Ölversorgung wird starke Preisbewegungen auslösen, die durch Rohstoffspekulation zusätzlich angeheizt werden.