Nachdem bereits 2009 Goldfälschungen mit Wolfram aufgetaucht sind, gibt es jetzt neue Fälle: In Großbritannien ist ein Wolfram-Goldbarren entdeckt worden. Aktuelle Schätzungen der Goldhändler-Gemeinschaft gehen davon aus, dass bis zu einer Million Goldbarren einen falschen Kern haben. Wurde der Goldinhalt von Fort Knox ebenfalls durch Wolfram „ausgehärtet“?

Die Verdachtsmomente, dass Goldbarren mit Wolfram aufgefüllt wurden, häufen sich. Bereits 2009 berichtete Pro7 in der Sendung Galileo über gefälschte Goldbarren, deren wahrer Inhalt aus Wolfram bestand. In der Sendung äußerte sich ein Goldprüfer bei Heräus, der bei einem bestimmten Goldbarren ein "ungutes" Gefühl hatte.

Der Barren wurde kurzerhand durchgeschnitten und siehe da: er bestand zum größten Teil aus dunkelgrauem Wolfram. Das Problem: Wolfram hat fast das gleiche spezifische Gewicht wie Gold - die Gewichtgsunterschiede sind selbst mit Präzisionswaagen praktisch nicht feststellbar. Nur im Preis sind die Untersiede groß: Wolfram kostet nur ein Bruchteil des Edelmetalls.

Ein Kubikzentimeter-Würfel eines Metals wiegt

Eisen 7,9 g
Silber 10,5 g
Blei 11,3 g
Wolfram 19,26 g
Gold 19,32 g
Platin 21,4 g
Iridium 22,4 g
Osmium 22,5 g Osmium ist das schwerste aller Metalle.

Da in der Zwischenzeit die Wolframpreise aus unerklärlichen Gründen anzogen, machen Gerüchte die Runde, dass nun immer mehr Goldbarren eigentlich aus Wolfram bestehen.

MMnews hatte seinerzeit mit dem Prüfer bei Heräus telefoniert. Dieser reagierte ausgesprochen nervös und wollte sich nicht weiter zum Thema äußern, brach das Gespräch schließlich ab. Hatte er Angst?

Wolfram im Goldbarren. Hier der entsprechende Ausschnitt aus der TV-Doku:


Neue Fälschungen in GB

Nun ist in Großbritannien ein neuer gefälschte 1-kg-Goldbarren aufgetaucht, berichtet zerohedge und belegt den Fund mit einem eindeutigen Foto. Während in Deutschland der gefälschte Goldbarren nach Auskunft von Heräus von einer Bank stammt (Name wurde nicht genannt) ist die Herkunft der Wolframfälschung aus England bisher unklar. Der gefälschte Goldbarren ist einem Edelmetall-Händler aufgefallen. Er schnitt ihn einfach durch und siehe da: er bestand zu etwa 40% aus Wolfram.
Wolfram im Gold
© UnbekanntWolfram statt Gold: gefälschter Goldbarren aus England

Das schürt neue Ängste in der Goldcommunity, wieviele Goldbarren möglicherweise noch gefälscht wurden. Die Dunkelziffer könnte hoch sein, denn kaum jemand wird seine Goldbarren durchschneiden, um ihn zu überprüfen - in diesem Fall wäre er ja sein Geld los. Die Einzelfälle, die ans Licht kommen, könnten deshalb nur die Spitze eines riesigen Eisbergs sein.

Goldfälschungen unter staatlicher Aufsicht?

Wer sich in der Mineralogie auskennt, weiß natürlich, dass Wolfram sehr widerspänstig beim Schmelzprozess ist, denn das Metall aus der Chromgruppe schmilzt erst bei 3407°C. Bei dieser Temperatur hat sich Gold bereits in seine Atome verflüchtigt, und das schon bei 2940°C. Das müssen also Vollprofis sein, die erst einmal einen Wolframbarren überhaupt herstellen können. Eben mit all den Eindrücken, die ein Goldbarren bietet, nämlich mit Feingewichtsangabe, Hersteller, Material, Gewicht. Dann erst kann an einen galvanischen Überzug aus Gold gedacht werden. Das aber ist die leichteste Übung.

Nun liegt ein fraglicher Goldbarren vor Ihnen. Frage: Wie erkennen Sie die Echtheit? Da sich Wolfram in seiner Dichte nur in der Stelle hinter dem Komma von Gold unterscheidet (19,26 : 19,32), ist es zwecklos, Gewicht und Abmessungen zu prüfen.

Zuletzt verbreiteten brabbelnde Klugschwätzer hierzu viel Unfug. Sie wissen genau, wie man so einen Betrug aufdeckt, nämlich angeblich mit einem Spektrometer.

Dem Fachmann zeigt das nur: die Kenntnisse dieser allwissenden „Aufklärer“ geht gegen Null, denn die Funktionsweise eines Röntgen-Fluoreszenzspektrometers leistet keine „Tiefenanalyse“ der Metallprobe. Die Probe wird dabei z.B. durch eine Röntgenstrahlung angeregt, und zwar nur ihre Metalloberfläche mit einer Eindringtiefe von wenigen µ. Dabei wird eine sekundäre Energie frei, nämlich die abgegebene elementspezifische Fluoreszenzstrahlung.

Diese wertet ein Strahlendetektor aus. In der Praxis heißt das: ein goldüberzogener Wolframkern erhält eine Oberflächenanalyse mit dem richtigen Ergebnis 99,999 % Gold. Das kryptische Innenleben bleibt weiterhin verborgen! Diese elegante Meßmethode ist für heterogene Bimetallobjekte ungeeignet. Nur homogene Legierungen lassen sich auf ihre Komponenten analysieren.

Andere Methode: Der Härtetest könnte die Spreu vom Weizen trennen. Klar, der Härteunterschied zwischen den beiden Metallen ist extrem: Mohshärte 7,5/2,5. Aber Sie dürfen ja bei keinem Test den Barren verletzen. Halt, da gibt es ja das unterschiedliche Verhalten der beiden Metalle in einem Magnetfeld: Wolfram ist paramagnetisch, es wird von einem Magnetfeld angezogen; Gold ist diamagnetisch und wird aus einem Magnetfeld abgestoßen. In der Praxis ist dieser Test aber wenig zielführend, denn Sie brauchen schon ein sehr starkes Magnetfeld.

Zwischenfazit: Professionelle Goldfälscher haben leichtes Spiel. Der Unterschied zwischen Gold- und Wolframkern ist nur mit extrem aufwendigen Methoden analysierbar.

Wie testet man echte Goldbarren?

Welche Materialeigenschaft könnte also das Falcifikat enttarnen? Es ist die Schallgeschwindigkeit, denn der Schall breitet sich sehr unterschiedlich schnell aus, nämlich fast um Faktor drei. Au: 1740 m/s; W: 5174 m/s. aber keine Angst, Sie brauchen keine komplizierte Messung der Schallgeschwindigkeit in den Metallen vorzunehmen.

Erinnert sei nochmals an meinen einfachen entlarvenden Tip: Machen Sie einen Fingerschnipp gegen den Barren. Wegen der schnelleren Schallausbreitung, antwortet das Falsifikat mit Pling, der Goldbarren mit Plong!

Das ist aber keine Hexenkunst, denn Wolfram antwortet darauf mit einem wesentlich helleren Klang als das in sich ruhende weiche Gold. Freuen Sie sich schon darauf, wenn man Ihnen bald einen vergoldeten Wolframbarren andrehen will. Mit dieser Information sind Sie Ihrem feinen Geschäftspartner einen Fingerschnipp voraus!

Allerdings ist auch dieser Test nicht ohne weiteres von jedem Goldkäufer durchzuführen. Denn wer hat schon Erfahrung mit dem Klang des Goldes?

Stellt sich also generell die Frage: Wie groß ist die Gefahr, dass der vermeintliche Goldbarren im Kern aus Wolfram besteht? In der Tat lohnte sich für Ganoven dieses Betrugsmanöver, denn Wolfram ist einige Hundertmal preiswerter als Gold.

Offensichtlich ist das schon lang gepflegte Praxis. Ruchbar wurde es erst, als man kürzlich in Hongkong US-Goldbarren mit einer spröden Wolfram-Seele herausfischte. Entdeckt wurde der Schwindel, indem man robust versuchte, die Barren zu durchbohren.

Fort Knox aus Wolfram?

Man kolportiert, dass man schon vor Jahrzehnten den weichen Goldinhalt von Fort Knox durch Wolfram „ausgehärtet“ hätte. Beweise dafür werden zur Zeit zusammengetragen. Abermals ist die Weltgemeinschaft einem US-Schwindel aufgesessen.

So wird berichet, dass die Chinesen im Oktober 2009 eine Ladung Gold aus den USA erhielten. Nach der Lieferung ordnete die chinesische Regierung Stichproben an (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Behörden waren schockiert, als sie feststellen mussten, dass die Goldbarren gefälscht waren und im Inneren Wolfram enthielten. Es waren Wolframbarren mit einer Goldlegierung! Herkunft: USA, Fort Knox - mit entsprechender Seriennummer und Herkunftsnachweis.

Aktuelle Schätzungen der Goldhändler-Gemeinschaft gehen davon aus, dass bis zu einer Million Goldbarren mit Wolfram „ausgehärtet“ sein könnten.